Donnerstag, 14. Juli 2016

Matte Paintings




Matte Paintings


Was sind Matte Paintings?

Matte Paintings (Matte: Maske) sind gemalte Erweiterungen von Filmsets, welche damals auf Glas oder Leinwand aufgebracht wurden und heute meist digital erstellt werden. (vgl. Google-Definition) Auch bekannt als „Glass shot“.
Sie wurden seit dem Beginn des 20. Jahrhundert für viele Filme eingesetzt und gelten als eine der am ältesten angewandten Techniken der VFX –Industrie.
Damals war ein Matte Painting eine bemalte Glasplatte, die zum Beispiel eine Landschaft oder ein Stück des Filmsets zeigte, um Filmaufnahmen zu vervollständigen, denn finanzielle oder physikalische Einschränken oder auch exotische Drehorte zwangen den Filmemacher dazu. Dies gilt auch heute im digitalen Zeitalter noch. Hatte ein Regisseur zum Beispiel die Absicht ein riesiges Fantasie-Schloss zu filmen, konnte er den unteren Teil der Schlossmauer bauen oder auf Holz malen lassen während der obere Teil durch ein Matte Painting vervollständigt wurde.
Damals wie heute müssen Matte Paintings so gemalt/erstellt werden, dass sie nahtlos in den Film passen und vom Zuschauer nicht als solche wahrgenommen werden.

Die Geschichte der Matte Paintings:

Man kann nicht genau sagen wer Matte Paintings erfand, doch in seinem Film „Un homme de Tétes-Four Heads Are Better Than One“ (1898) hat George Méliès bereits die Technik des Matte Paintings verwendet. 1   
Er verdunkelte Teile des Bildausschnittes mit einer schwarz bemalten Glasplatte. Diese Maske hatte den Effekt, dass das Licht von den schwarzen Stellen nicht zu Kamera zurückgeworfen wurde und den Film somit nicht belichtete. Im nächsten Schritt spulte er den Film zurück und entfernte die ursprüngliche Maske und maskierte alles aus, was in der vorherigen Aufnahme belichtet wurde. Durch die resultierende Doppelbelichtung konnten zwei oder mehr Aufnahmen in einer Kamera entstehen.2


 
                                    Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=RzsdqsiJQ6Y

1907: Norman Dawn „Missions of California“

Hier verwendete der Filmemacher Norman Dawn Glasplatten und eine unbewegte Kamera um Gebäude in seiner Szene optisch zu verbessern, indem er unschöne Sträucher, Schilder oder Telefonmasten mit gemalten Objekten auf dem Glass verdeckte.  Des Weiteren verwendete er auch schwarzes Klebeband auf der Glasplatte um den Verlauf der Zeichnung von dem real Gefilmten zu markieren. Zusammen ergaben Film und Zeichnung eine perfekte Einheit.1, 3
Die Bilder mussten klar erkenntlich sein und mit den Lichtinformationen der Szene übereinstimmen.

Quelle: https://www.rocketstock.com/blog/visual-effects-matte-paintings-composited-film/
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Quelle: https://cdn.tutsplus.com/psd/uploads/legacy/0558_History_Matte_Painting/1.jpg
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Die Bewegte Maske:

Ein großer Nachteil von Matte Paintings war, dass sie auf eine unbewegte Kamera aufbauten. Die Illusion hätte durch die kleinste Bewegung zerstört werden können.
Frank Williams löste das Problem im Jahre 1918 mit dem sogenannten „Williams Process“. Diese Schritt für Schritt Abfolge erklärt ihn am Beispiel einer „stop-motion-Puppe“:

Schritt 1: Zuerst wird die Puppe vor einem schwarzen Hintergrund abgelichtet. Der aktuelle Film in der Kamera ist so ausgelegt, dass er ein Negativ der Szene erstellt, auf dem die Puppe schwarz vor einem weißen Hintergrund erscheint.                    
Schritt 2: Der negative Filmstreifen wird auf einen Hoch-Kontrast Film kopiert, was eine Silhouette der Puppe mit transparentem Hintergrund zur Folge hat.                                       
Schritt 3: Nun wird eine Hintergrundszene gefilmt und in eine positive Kopie verwandelt. Diese wird nun hinter den Hochkontrastfilm der Puppen- Silhouette gelegt und scheint durch den transparenten negativen Raum der Puppenszene.     
Schritt 4: Das Ergebnis zeigt die Hintergrundszene im Negativ mit der transparenten Form der Puppe.                                                      
Schritt 5: Das Negativ wurde nun mit dem original Negativ der Puppe verknüpft, die exakt in die transparente Form aus Schritt 4 passt.                                         
Schritt 6: Die Komposition wird in ein positives Bild verwandelt.4
Dieser Prozess wurde unter anderem auch in dem Film „The Invisible Man“ (1933) von James Whale verwendet.
Eine andere Art von bewegten Matte Paintings war es, mehre Mattes auf Glas zu überlagern, sodass bei einer vorwärts -oder Rückwärtsbewegung Parallaxe entstand.5


Quelle: https://s3.amazonaws.com/rocketstockassets/uploads/Matte-Painting.jpg


1970: Star Wars – Matte Painter: Christopher Evans

Christopher Evans war einer der bekanntesten Matte Painter die für den Film Star Wars malten.                                                                                      Dies geschah meist durch das Verfahren der Rückproduktion: Hier wird ein Filmprojektor hinter der bemalten Fläche(Kunststoff, Glas) platziert. Er projiziert dann auf eine nicht bemalte Fläche der Leinwand auf der die mit Schauspielern gedrehte zu sehen ist. Eine Kamera nimmt das sowohl die Malerei als auch die Szene auf.6

Quelle: https://s3.amazonaws.com/rocketstockassets/uploads/Chris-Evans-Star-Wars.jpg
rocketstock.com bezog das Bild via "Sploid"

Digitale Matte Paintings:

In der heutigen Zeit entstehen Matte Paintings fast ausschließlich digital und eröffnen den Filmemachern neue Möglichkeiten im Vergleich zu den oben genannten Vorreitern.
Durch Techniken wie „Camera-Mapping“ oder „3D-Projection Mapping“ können Bilder zum Beispiel in mehrere Ebenen zerlegt werden und auf einfache 3D-Geometrie projiziert werden. Nahezu jedes 3D-Programm eignet sich dafür. Außerdem können digitale 3D-Modelle mit den Bildern kombiniert werden und sogar interagieren.
An Filmsets werden meist Schauspieler und Teile der Landschaft durch das „Blue -oder Green Screen Verfahren“ herausgelöst und dann mit digital erstellten Matte Paintings kombiniert. Wenn die Kamera in Bewegung ist, und ein Matte Painting oder 3D-Modell zur Bewegung gezwungen ist, wird die Bewegung mittels des „Tracking-Verfahrens“ analysieret, und die Bewegungsinformationen der Kamera werden auf die Matte Paintings übertragen.
Natürlich könnte man sich fragen, warum eine Landschaft zum Beispiel nicht komplett in 3D nachgebaut wird und man Matte Paintings somit nicht mehr benötigt. Doch jeder der schon mal in einem 3D-Programm gearbeitet hat, weiß wie schwer es ist der angestrebten Realität nahe zu kommen und wie viel Zeit vergeht dies zu erreichen. Deshalb sind Photographien im Hintergrund immer noch die beste Lösung für eine Szene die eine Erweiterung benötigt.
Besonders beliebt sind sogenannte „HDR-Images“ die sich 360 Grad um die 3D-Kamera wölben und Lichtinformationen auf 3D Objekte werfen. So könnte man in einer ausmaskierten Realszene ein HDR einfügen, was selbst bei einer Kameradrehung auf seiner Position bleibt.


                                           Quelle: https://youtu.be/5CPbISkPqKk?t=43s
    von 0:43 bis 0:51 Minuten sieht man einen Matte Painting Breakdown aus einer Hollywood Produktion.


                                                 Quelle: https://youtu.be/gNX9OJFuH1I                 
                               Ein Amateurvideo zur Erstellung eines digitalen Matte Paintings.



Dieses Matte Painting ist in meiner Studienzeit bei Professor Orthwein im Kurs VFX entstanden.
In dem 3D-Programm "Maxon Cinema 4D" projizierte ich mit Hilfe des Tools "Projection Man" die Felsen, den Himmel und den Boden auf ihnen angepasste Geometrie, sodass sie mit dem Licht interagieren konnten. Daraufhin erstellte ich die Brücke als ein 3D-Objekt und ließ sie mit dem 3D-Zeppelin kollidieren. Mittels der physikalischen Berechnung des Programms stürzt diese in sich zusammen. Im Nachhinein wurde der Nebel und die Farbkorrektur in dem Programm "Adobe After Effects" von mir hinzugefügt.


Fußnoten:
1        1 (vgl.) https://www.rocketstock.com/blog/visual-effects-matte-paintings-composited-film/                        

The Martian
USA 2015
Ridley Scott
144 Minuten

1 Kommentar:

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