Freitag, 29. Juli 2016

Charakterisierung durch Kostüm und Farbe

KOSTÜM

Kostümdesigner erzählen mit Kleidung eine Geschichte. Wer Filme wie „The devil is a woman“, USA 1935 von Josef von Sternberg oder „Black swan“, US 2010 von Darren Aronofsky gesehen hat, wird bemerken, dass der Einsatz von Kostümen im Film eine große Rolle bei der Charakterisierung einer Figur spielt. Doch sie hilft nicht nur, einen Charakter zu definieren; Kleidung erfüllt ebenso eine narrative Funktion wie Dialog, Filmmusik, Kameraeinstellung, etc.

Zum Einen ist Kleidung ein reales Stück des Alltagslebens, zum Anderen dient sie als Metapher oder Symbol. Der Kostümbildner bemüht sich, ein Gleichgewicht von Dramaturgie, Authentizität und Ästhetik der Kleidung zu finden. Der Bezug zur Wirklichkeit kann jedoch der Dramaturgie untergeordnet werden, um den Charakter der Figur, oder das für was sie steht, zu betonen.

Ein Filmcharakter lebt durch sein Kostüm, so kommuniziert er mit uns und mit anderen Charakteren. Es zeigt aus welcher Zeit und woher der Charakter kommt, welcher Klasse, Gruppe oder Religion er angehört. Es drückt den psychischen und physischen Zustand der Figur aus und spiegelt die persönliche Entwicklung wider. Zudem verdeutlicht es Gegensätze und Gemeinsamkeiten und macht sie visuell nachvollziehbar.
Um diese Wirkung zu erlangen, bleibt nichts dem Zufall überlassen: Form, Farbe, Material, Schnitt und Accessoires sind genau durchdacht.

Der Zuschauer sieht die Kleidung und dekodiert die Botschaft in Bruchteilen von Sekunden, im Optimalfall unbewusst. Deshalb dienen Kostümdesigner quasi als Dolmetscher, die die richtige Kleidung zur Übersetzung eines Charakters suchen.

Rebel without a Cause, 1955 by Nicolas Ray - Conflict Scene
 

Der ikonische Auftritt von James Dean machte das Kostüm so berühmt, wie den Film selbst. Sein Charakter verbildlicht die Unzufriedenheit und Frustration der Nachkriegs-Teenager. Seine Rolle war eine der Ersten, die die abgestumpfte Jugendkultur auf Leinwand gezeigt hat und Kostümdesigner Moss Mabry definiert durch Kleidung die Rebellion der Jugend. Der Film prägte den Motorradstil und die Alltagskleidung der Männer zu dieser Zeit.

Eine besondere Herausforderung stellt das Kostümdesign in Filmen dar, welche in der Gegenwart spielen. Hier wird darauf geachtet, die Kleidung scheinbar unauffällig zu gestalten, damit sie den Betrachter nicht ablenkt und aber ihre Aufgabe erfüllt. Bei historischen Filmen ist die Recherche einer bestimmten Zeitperiode so entscheidend, dass man auch vom Genre des Kostümfilms spricht.

Beispiel 1: The social network, 2010 von David Fincher, Scene: Do I have your full attention
 

Beispiel 1: Subtil gestalteter Kontrast zwischen dem College Studenten Marc Zuckerberg und den Anzugträgern der Company.



Beispiel 2: Kostümfilm: Pride and Predjudice, 2005, von Joe Wright  


Ein introvertierter Charakter trägt eher zusammengewürfelte (ineinander unstimmige), oder praktische Kleidung, dagegen ist sich ein extrovertierter Charakter seinem Aussehen und seines Kleidungsstils mehr bewusst.
Eine Person mit hohem gesellschaftlichen Status trägt Kleidung die physisch unpraktischer ist, als die der Arbeiterklasse.
Doch nicht jeder trägt seinem Charakter entsprechende Kleidung, denn nicht jeder Charakter ist modebewusst. Einige Charaktere könnten sich anders kleiden als sie wirklich sind, um so Unsicherheiten zu verbergen. Jedoch kann man dem Publikum auch viel über einen Charakter sagen, indem man dem Betrachter mitteilt, wie er sich anderen Charakteren präsentieren will.


FARBE

Im Allgemeinen werden Farben unbewusst aufgenommen. Sie sind physikalisch betrachtet Schwingungen, die unsere Stimmung stark beeinflussen. 
Der Zuschauer glaubt, dass die im Film genutzten Farben ein naturgetreues Abbild sind, dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Zwar steht Farbe selten im Vordergrund, doch sie ist ein ebenso wichtiges dramaturgisches Mittel wie Kostüm, Ton, Landschaft, etc.
Alles zusammen vermittelt dem Betrachter, was der Kostümdesigner ausdrücken möchte. Deshalb kann Farbe nur mit dem Inhalt des Films zusammen analysiert werden.

Farben wirken unterschiedlich auf die Psyche und lösen so verschiedene Stimmungen aus.
Handlungen und Schauplätze können durch Farbe ebenso charakterisiert werden, wie Eigenschaften auf Personen projiziert werden können. Abhängig von ihrer Intensität, Helligkeit und Kontrast erzielen sie unterschiedliche Wirkungen.


WIRKUNG VON FARBEN NACH DER DEUTSCHEN FILMAKADEMIE EV. 


Die Wirkung, die Farbe auf uns hat, erschließt sich durch Kultur, Traditionen, Konventionen und auch durch persönliche Erfahrungen. Dementsprechend haben sie auch immer einen symbolischen Charakter. Der Kostümdesigner verstärkt durch gezielte Akzente die gewünschten Informationen und definiert so verdeckt den Filmcharakter.

Beispei 3: Black Swan, US 2010 von Darren Aronowsky,- Prolog

Beispiel 4: Black Swan, US 2010 von Darren Aronofsky - The way she moves
 

In "Black Swan" fällt vor allem die gegensätzliche Farbwelt auf. Nina trägt anfangs nur weiß und rosa, sie wirkt hierdurch kindlich, naiv und unschuldig. Ihre Widersacher sind dagegen dunkel gekleidet und symbolisieren Bedrohlichkeit. Sobald ihre Transformation zum "Black Swan" beginnt, wird auch ihre Kleidung dunkler. Ein visueller Einklang, der mit der Handlung harmoniert. 



Quellen:
http://www.vierundzwanzig.de/de/filmbildung/kostuembild/
http://www.vierundzwanzig.de/uploads/tx_vierundzwanzigvideo/Unterrichtsmaterial_Kostuem_03.pdf
http://www.gq.com/story/film-inspiration-rebel-without-a-cause
http://www.zeit.de/lebensart/mode/2011-02/oscar-mode
Jonas Scheler: Wenn Kleidung flüstert. Die Zeit, 25.11.2011
http://floobynooby.blogspot.de/2011/12/tips-on-character-and-costume-design-by.html
















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