In
diesem Aufsatz werde ich anhand von Beispielen der Frage nachgehen,
wie Farbe im Film eingesetzt wird, um eine Geschichte zu erzählen.
Das Verwenden von Farbe im
Film hat nicht nur einen ästhetischen Grund. Die Farbgestaltung von
Filmen ist wie eine Sprache, die wir mit dem Sehen unseres ersten
Films langsam erlernt haben. Wir können oft schon das Genre, die
Zeit und den Ort, an dem der Film spielt, anhand der Farbe, in der der
Film gehalten ist, bestimmen, bevor wir ihn überhaupt gesehen haben.
Zum Beispiel werden Science-Fiction Filme oft in kühlen Blautönen
gehalten, wohingegen Komödien ein gesättigt buntes Farbspektrum
aufweisen.
Minority Report (2002), Steven Spielberg
Anchorman (2004), Adam McKay
Noch
bevor der Tonfilm erfunden war, wurde versucht Farbe im Film zu
verwenden. Die ersten Versuche bestanden darin, den Film Bild für
Bild mit Farbe anzumalen. Später entdeckte man, dass man dem gesamten
Film durch ein spezielles Entwicklungsverfahren einen Farbstich geben
konnte. Das nutzten Regisseure wie D. W. Griffith, um Geschichten zu
erzählen. In „Intolerance (1916)“ benutzte er verschieden
gefärbtes Filmmaterial, um zeitliche Epochen visuell voneinander zu
trennen.
Das Sehen von bestimmten
Farben löst bestimmte Gefühle in uns aus. Dies nutzen Filmemacher, um
den Zuschauer zu beeinflussen. George Lucas bringt in „Star Wars“
(1977) die Farbe Rot mit Wut und Hass in Verbindung. Andere nutzen
Rot, um Liebe und Intimität zu zeigen. Es gibt kein richtig oder
falsch für eine Farbe. In jeder Geschichte wird Farbe anders
eingesetzt. In der ersten Staffel von „Breaking Bad“ wird durch
das Auftauchen von Gelb Gefahr und Gewalt angekündigt. Genau das
Selbe wird in „Der Pate“ durch die Farbe Orange gemacht. Durch
das wiederholte Erscheinen einer Farbe im Zusammenhang mit bestimmten
Personen, Objekten, Situationen oder Emotionen kann ein komplett
neuer Sinnzusammenhang zwischen einer Farbe und dem Gefühl, das wir
mit dieser Farbe verbinden, geschaffen werden.
Unbreakable (2000), M. Night Shyamalan
Unbreakable (2000), M. Night Shyamalan
Durch
Farbkontraste im Film kann man beispielsweise Protagonist und
Antagonist visuell unterschieden, oder Unstimmigkeiten im Charakter
zeigen.Das Verändern von einer Farbe, mit der wir den
Protagonisten verbinden, oder sogar durch das Ändern des gesamten
Farbschemas kann man eine Entwicklung des Charakters oder der
Geschichte zeigen.
Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt (2002), Edgar Wright
Dabei
ist es kein Zufall, dass wenn man sich die verwendeten Farben im RGB
Farbrad ansieht, die Farbgestaltung oft einem Bestimmten Schema
folgt. Man sieht häufig sich gegenüberliegende Farben, sogenannte
Komplementärfarben, in Filmen, was in der Regel ein sehr
kontrastreiches Bild zur Folge hat.Häufige Beispiele sind Rot und Grün oder Blau und
Orange. Eine andere Art Farbe zu verwenden ist, ähnliche und nah
beieinander liegende Farben zu benutzen. Es entsteht ein sehr
ausgeglichenes, wenig kontrastreiches Bild. Häufig wird dieses
harmonische Bild durch ein Objekt oder eine Person in einer Farbe
gestört, da man dadurch sehr gut den Blick des Zuschauers lenken kann.
Moonrise Kingdom (2012), Wes Anderson
Transformers (2007), Michael Bay
Ich hoffe, ich konnte anhand der oben genannten Beispiele die Idee hinter der Farbgestaltung von Filmen näher bringen.Farbe ist ein nicht zu unterschätzendes Werkzeug auf der Leinwand. Eine gute Farbgestaltung ermöglicht einen Film visuell zu erzählen, anstatt nur über Dialoge mit dem Zuschauer zu kommunizieren.
Kostümdesigner im Film
gleichen Dolmetschern: Sie erzählen mit der Kleidung eine Geschichte. Jeder
Mensch kommuniziert mit seiner Kleidung. Was wir tragen, zeigt, woher wir
kommen, welcher Klasse oder Gruppe wir angehören und welche sexuelle
Orientierung wir haben. Auch in jedem Film lebt ein Charakter durch sein
Kostüm. Kostüme erfüllen eine narrative Funktion, sie sind Teil desStorytelling.
Kleidung im Film zeigt
nicht nur, was passiert, sondern vor allem wer da ist – sie
vermittelt den emotionalen, physischen oder psychosozialen Zustand des Charakters.
Kostüme spiegeln im
besten Fall die persönliche Entwicklung einer Person wider und machen
Gegensätze und Gemeinsamkeiten von Charakteren visuell nachvollziehbar. Das Kinopublikum
entschlüsselt die Informationen, die über die Kleidung transportiert werden,
binnen Sekundenbruchteilen – und im besten Falle unbewusst. Kostümdesigner sind
daher mit Dolmetschern vergleichbar, die die richtigen Worte zur Übersetzung
finden müssen.
Die Informationen
werden ausschließlich über das Auge wahrgenommen und mit eigenen Erfahrungen
verbunden, sodass sich anschließend der Eindruck der Charaktere ergibt.
Bei Filmen, die in der
Gegenwart spielen oder in unserem normalen Leben, liegt die Schwierigkeit, dass
die Kostüme nicht von der eigentlichen Handlung ablenken dürfen. Sie müssen
also unauffällig sein und trotzdem das Unterbewusstsein der Zuschauer erreichen.
Ganz anders ist es bei Kostümfilmen, in denen modehistorische Genauigkeit
vorrangig ist und ein sehr detailliertes Kostümkonzept notwendig ist. Es ist also zunächst einmal wichtig,
zwischen einem Modefilm, also einem, dem es um eine zeitlose Reflexion des
Themas geht und einem modischen Film zu unterscheiden, der so im Hier und Jetzt
verwurzelt ist, dass er eine filmische Eintagsfliege bleibt.
Vielleicht sind deshalb
die Modefilme am wirkungsmächtigsten, die sich ihrem Gegenstand unbewusst
nähern, indem sie das tun, was Filme am besten können: eine Geschichte
erzählen, Charaktere erschaffen und sie in Beziehung zueinander setzen.Tatsächlich müssten Mode und Film ja
ein Traumpaar sein, wie es sich nur Hollywood ausdenken kann: Beide vermählen
Stil und Inhalt, beide erschaffen Illusionen, beide manipulieren unsere Träume.
Sie verbinden alle pikanten Situationen unseres Lebens und erschaffen daraus
eine eigene Welt. Beide sind autobiografisch geprägt: von der seelischen
Konstitution des Designers oder Regisseurs.
Mode bedeutet Stil, Haltung, Selbstdarstellung, deshalb ist der Film „Snow White
& The Huntsman“ (2012, Regie unter Rupert Sanders) ein sehr gutes Beispiel.
Charlize Theron, die Königin in diesem Film, verbreitet Tod und Verderben. Ihr
Kostüm wird mit ihrem fortschreitenden Wahnsinn immer exaltierter und düsterer,
was das Innere des Charakters nach außen transportiert. Dazu gehören,
beispielsweise, ein Umhang aus Hahnenfedern, ein Kragen aus Knochen und ein
Kleid aus schillernden Insektenpanzern.
Die
Überreste von Verstorbenen Tieren spiegeln hier den Tod wieder, vor allem aber
die Macht des Darstellers. Auch die Farben sind von großer Bedeutung: Rache,
Hinterhalt, Tyrannei und Kaltherzigkeit. Nicht nur in der Verfilmung geht es
episch und düster zu, sondern auch in der Verkleidung der Charaktere.
Für die
hervorragende visuelle Darstellung wurde „Snow White & The Huntsman“ mit
zwei Nominierungen ausgezeichnet, das beste Kostümdesign und die besten
visuellen Effekte.
Bekannt aus Nachrichtensendungen wie der Tagesschau oder
durch Überwachungssysteme, in denen mehrere Sektoren des überwachten Bereiches
gezeigt werden, ist Split-Screen ein bekanntes visuelles Mittel in den Medien.
Bei Split-Screen wird der Bildschirm in zwei oder mehrere Teile geteilt. Jeder
Bereich des Bildes zeigt dabei eine andere Handlung oder einen anderen Handlungsverlauf.
Doch auch als Stilmittel im Film wird Split-Screen benutzt.
Geschichte
Zum ersten Mal wurde Split Screen von Edwin S. Porter in
seinem Stummfilm „Life of an American Fireman“ aus dem Jahr 1903 eingesetzt. Doch
schon in den 1920er Jahren fingen Regisseure an das Filmmittel zu vermeiden. Es
entspricht nicht dem Hollywood Continuity Style, denn Split-Screen zerbricht
die Illusion des Filmes, der Realität möglichst nah zu kommen.
Seit den 1960er gewann Split-Screen wieder mehr an Popularität und wird seit
dem wieder öfter als gestalterisches Mittel eingesetzt.
Life of an American (1903 / Edwin S. Porter)
Technik
Zu analogen Zeiten gab es zwei Varianten einen Split-Screen
zu erzeugen. Bei der ersten Variante wird zunächst ein Teil des Filmes
abgedeckt während der andere belichtet wird. Die Abdeckung wird zur anderen
Seite getauscht, der Film zurück gespult und der zweite Teil des Filmes
belichtet. Am Ende ist der Film zwei Mal belichtet worden, jedoch mit
unterschiedlichen Handlungen in jedem Bildteil.
Bei der zweiten Variante, die zu analogen Zeiten benutzt wurde, werden die
jeweiligen Handlungsverläufe einzeln abgefilmt. Danach wird in der Postproduktion
ein unbelichteter Filmstreifen mit den jeweiligen Teilen der anderen Filme
bedruckt.
Heutzutage ist es durch die Digitalisierung von Filmen sehr einfach einen
Splitscreen zu erzeugen. Dazu wird in After Effects oder ähnlichen Programmen
das Bild in zwei oder mehr Teile geteilt und die jeweiligen Sequenzen
zugeordnet.
Varianten von Split Screen
Der Klassiker bei dem Split Screen angewandt wird, ist alle
Beteiligten eines Telefonates gleichzeitig zu zeigen, um so die
Unterschiedlichen Reaktionen hervor zu heben. Gleichzeitig verschafft es dem Filmemacher
die Möglichkeit, dem Zuschauer ein Gefühl der Nähe zwischen den Charakteren zu vermitteln,
obwohl die Charaktere örtlich voneinander getrennt sind.
Indiscreet(1958 / Stanley Donen)
Eine andere beliebte Variante Split Screen einzusetzen, ist Split
Screen mit einer Parallelmontage zu verknüpfen. Doch anstatt zwischen den
Handlungen hin und her zu schneiden, werden diese Parallel gezeigt. Meist
treffen sich die Handlungen an einem Punkt wieder und eine Seite wird auf das
komplette Bild ausgeweitet.
Kill Bill - Volume 1 (2003 / Quentin Tarantino)
Eine dritte Möglichkeit Split Screen einzusetzen, ist eine
Szenerie aus mehreren Blickwinkeln zu zeigen; berühmt für diese Variante sind
Szenen aus dem Film „Woodstock“.
Split Screen in 500 Days of Summer
500
Days of Summer (2009) ist ein Independent-Liebesfilm von Marc Webb. Dieser
handelt von der Liebesgeschichte zwischen Tom Hansen (Joseph Gordon-Levitt),
einem Glückwunschkarten-Gestalter und Summer Finn (Zooey Deschanel), die
Assistentin seines Chefs. Anstatt einer chronologischen Erzählung wird zwischen
den 500 Tagen ihrer Liebesgeschichte, von dem Augenblick des Kennenlernens bis
zum Abschließen, sprunghaft gewechselt. Im späteren Verlauf des Films treffen
sich Summer und Tom nach ihrer Trennung zufällig wieder und sie lädt Tom zu
ihrer Hausparty ein. Hier wird Split Screen besonders geschickt eingesetzt. Anstatt
diesen mit einer Parallelmontage zu verbinden oder eine Situation aus
verschiedenen Blickwinkeln zu zeigen, wird der Split Screen genutzt, um die
Vorstellung von Tom dem realen Verlauf der Party gegenüber zu stellen.
500 Days of Summer (2009 / Marc Webb)
Marc
Webb zeigt so, wie wirkungsvoll Split Screen eingesetzt werden kann und schafft
es, dem Zuschauer einen direkten Einblick in die Gefühlswelt von Tom zu geben.
So kann er sich trotz des Bruches des Hollywood Continuity Stiles mehr mit Tom
identifizieren.
Slow-Motion, zu deutsch „Zeitlupe“, ist eine Methode um Bewegungsabläufe verlangsamt darzustellen. Eine Slow-Motion Aufnahme entsteht dadurch, dass die Anzahl der aufgenommenen Bilder pro Sekunde erhöht wird. Man spricht hierbei auch von einer erhöhten Framrate. Regulär liegt die Framerate bei 24 Bildern pro Sekunde. Bei einer Slow-Motion Aufnahme hat man eine Aufzeichnung von 120 bis hin zu 10.000 Bildern pro Sekunde. Je schneller der Prozess in der Realität, desto mehr Bilder braucht man pro Sekunde.
Das aufgenommene Material wird dann in einer normalen Geschwindigkeit wiedergegeben (24-Frames pro Sekunde), wodurch der Slow-Motion- oder auch Zeitlupeneffekt entsteht. Diese Technik nennt sich im Fachjargon „Overcranking“.
Das grundlegende Prinzip der Slow-Motion geht auf die Erfindung des Österreichers August Musger zurück, der am 03. September 1904 das Patent für die Konstruktionspläne zu seinem „Serienapparat mit Spiegelrad“ einreichte.
1916 wurde das erste Gerät zur Herstellung von Zeitlupenaufnahmen von der Dresdner Firma Erntemann der Öffentlichkeit vorgestellt, welches auf den Grundlagen von Musgers Erfindung basiert.
Die Slow-Motion oder auch Zeitlupe wird seit den Anfängen des Kinos als beliebter und spektakulärer Spezialeffekt eingesetzt. Es ist ein aussergewöhnliches Stilmittel, das sich in vielen Bereichen verbreitet hat. Von Dokumentar- und Spielfilm über Werbefilm und Videoclips bis hin zu TV-Sportreportagen wird es immer wieder genutzt.
Auf vielen bekannten Videoplattformen kann man sehen, dass sogar einige Hobbyfilmer und -Fotografen sich von dem Stilmittel begeistern lassen. Dadurch schaffen Sie faszinierende Bilder von platzenden Melonen bis hin zum Wassertropfen der auf die Wasseroberfläche auftritt.
Ein gutes Beispiel bietet der Berufsfotograf Daniel Nimmervoll, der mit seinen immer wieder neuen Ideen beeindruckende Bilder schafft.
Auch im Filmbusiness gibt es immer wieder visionäre Filmemacher, die Zeitlupe nicht nur achtlos als ein beliebiges Stillmittel sehen oder verwenden, sondern es zur Schaffung unvergesslicher Filmszenen verwenden.
Slow-Motion wird in vielen Filmgenres angewandt. Ein Beispiel kommt aus dem Film „The Wolf of Wall Street“ von Martin Scorsese aus dem Jahr 2013. Der Film spielt in den 1980er Jahren und handelt von dem Börsenmakler Jordan Belfort. In der Szene wird einer der vielen Drogenräusche des Börsenmaklers in Slow-Motion gezeigt. Der Effekt gibt der ganzen Situation eine gewisse Selbstironie und Witz. Martin Scorsese schaffte damit eine eher ungewöhnliche Szene, da Slow-Motion selten in Filmbiografien verwendet wird
Häufiger ist das Stilmittel Slow-Motion in Szenen zu finden, die ein gewisses Aktionpotenzial besitzen. So hat das Kriegsdrama „The Hurt Locker“ aus dem Jahr 2008, der sechs Oscars gewann und bei dem Kathryn Bigelow Regie führte, eine eher typischere Szene für Slow-Motion zu bieten.
In dem Drama geht es um ein Team des Explosive Ordnance Disposal (Kampfmittelbeseitigung) der US-Armee, das im Jahre 2004 im Irak stationiert sind.
In der Szene explodiert ein Sprengsatz, der durch das Team entschärft werden sollte. Durch die Slow-Motion wurde erreicht, dass die Explosion, die wenn überhaupt nur wenige Sekunden andauert, genau gezeigt werden kann. Das Ausmaß der Explosion ist so für den Zuschauer viel besser zu erfassen.
Eine Steadycam (zu dt. Schwebestativ) ist ein Kamerstabilisierungssystem, meist geführt von einem Steadycam-Operator, mit dem sich verwacklungsfreie Bilder aufnehmen lassen indem es die Bewegungen des Menschen von der Kamera isoliert. Beim Betrachten der Bilder scheint es so als ob die Kamera schweben würde da Sie sanft über unebenes Terrain oder um Hindernisse gleiten kann.
Wie es funktioniert?
Die Kamera wird auf einer senkrecht stehenden Stange mit anpassbaren Ausgleichgewichten an der Unterseite montiert. Das ganze System kann dann mit einem Handgriff gehalten werden der durch ein spezielles Kardangelenk mit der Stange verbunden ist. Dies vermeidet das Übertragen der Schritte oder Wackler des Kameramannes auf das System. Ist das Schwebestativ dann richtig ausbalanciert liegt der Schwer und Drehpunkt über dem Gelenk und der Handgriff hat maximalen Spielraum ohne an die Gelenksgrenzen zu stoßen.
Bei besonders schweren oder großen Kameras wird zum Tragen des Systems ein Federarm verwendet der an einer Weste befestigt ist. Somit wird das Gewicht des Systems auf den ganzen Körper verteilt.
Wer hat's erfunden und warum?
Der Erfinder der Steadycam ist Garrett Brown (*1942) , ein amerikanischer Kameramann der viel mit Stabilisierungsmöglichkeiten experimentierte, weil er nach eigenen Angaben genervt davon war seine kleine Kamera für kurze Kamerabewegungen auf einen riesigen Dolly packen zu müssen. Er stellte seine Erfindung 1975 als "Brown Stabilizer" der Industrie vor.
Seine Erfindung war deshalb so revolutionär da die Steadycam eine ganz neue Dimension im Bereich Kamerabewegungen eröffnete.
Für eine stabile Kamerafahrt mussten nun keine Dollys mehr mit Schienen verlegt, oder ein Kamerakran aufgebaut werden. Es war plötzlich möglich unmögliche Kamerabewegungen z.B. auf unebenem Terrain (wie Treppen) oder auf engstem Raum zu erzeugen. Ein weiterer Vorteil war dass man nun auch bei Fahrten keine Schienen vom Dolly mehr im Bild hatte und der Kameramann eine große Bewegungsfreiheit besaß.
Premiere
Das erste Mal wurde die Steadycam in dem Film Bound for glory (1976) eingesetzt, der später in der Kategorie "Beste Kamera" für einen Oscar nominiert wurde. Steadycam Operator war Garrett Brown.
Das Besondere an diesem Film war jedoch das die Bewegung eines Kamerakrans mit der einer Steadycam kombiniert wurde. Zu Beginn steht Garrett Brown mit der Steadycam auf einem Kran und fährt hinab, dann steigt er auf den Boden und folgt einem Darsteller durch das Set.
Der zweite, und wesentlich bekanntere, Film in dem die Steadycam genutzt wurde war Rocky (1976). In der populärsten Szene des Films folgt die Kamera Rocky die Treppen des Philadelphia Museum of Art hinauf, umrundet ihn zur Hälfte und zeigt ihn dann jubelnd mit der Stadt im Hintergrund.
Verwendung
Primär wird die Steadycam natürlich für Filme genutzt, besonders gerne kommt Sie bei Tracking-Shots, bei 360 Grad Umrundungen oder bei Plansequenzen zum Einsatz. So wurde die Steadycam z.B. auch in Plansequenzen aus den Filmen Boogie Nights (1997) oder Goodfellas (1990) genutzt. Bei beiden Beispielen eignet sich die Steadycam besonders gut, da den Darstellern gefolgt wird die sich durch Menschenmassen oder enge Flure bewegen. Um Sie herum passieren viele Nebenhandlungen und die Kamera muss sich frei bewegen können um zu schwenken oder die Richtung zu wechseln. So hat der Betrachter das Gefühl sehr viel an Handlung und Umgebung wahrnehmen zu können und taucht so in die Welt der Charaktere ein. Dies wäre mit einem Dolly oder anderen Mitteln kaum möglich gewesen.
Als besonderes Beispiel der Nutzung der Steadycam gilt auch The Shining (1980). In einer Szene flüchtet ein Junge ein einem engen, eingeschneiten Labyrinth vor seinem Vater der ihn töten will. Die Kamera folgt immer wieder auch dem Jungen und macht so den Eindruck als würde der Junge vor der Kamera, sprich dem Vater, flüchten. Unter den Set- Bedingungen, sprich Schnee und hohe Hecken, wäre auch ein Einsatz eines Kranes oder eines Schienensystems nicht möglich gewesen. Hier ist die Steadycam wieder die perfekte Lösung.
Außerdem wird die Steadycam auch in vielen weiteren Film oder Fernsehproduktionen genutzt. So kommt heute kein live übertragenes Fußballspiel oder Konzert ohne Steadycam aus. Als Beispiel habe ich einen Clip vom Eurovision Song Contest (2009) herausgesucht, der sich im Internet großer Beliebtheit erfreut.
Credits: Filmtitel: Bound for glory Produktionsland: Vereinigte Staten Regie: Hal Ashby Länge: 148 Minuten Erscheinungsjahr: 1976 Filmtitel: Rocky (Two Disc Collector's Edition) Produktionsland: Vereinigte Staten Regie: John G. Avildsen Länge: 120 Minuten Erscheinungsjahr: 1976
Eine
Überblendung ist in der Welt des Films ein Vorgang, bei dem eine
Kombination aus einer Abblende mit Mehrfachbelichtung und einer
folgenden Aufblende ausgeführt wird.
Dieser
Trick in der Film- und Videotechnik, erzeugt einen kontinuierlich
weichen Übergang zwischen zwei Szenen. In den 1930er und 1940er
Jahren war die Überblendung ein sehr häufig benutztes Stilmittel
für Kinofilme. Mit der Überblendung konnten Szenenübergänge,
Rückblenden, Zeitsprünge und subjektive Bilder wie zum Beispiel
Traumsequenzen einfach eingeleitet werden.
Eine Überblendung auf einer alten Filmkamera zu erzeugen ist relativ kompliziert. Denn am Ende einer Aufnahme muss eine Abblende erfolgen, danach wird der Film um die
gewünschteBilderzahl zurückgezogen. Die nächste Einstellung wird nun mit einer Aufblende aufgenommen damit die Bilder weich ineinander eingehen. Wenn man den Prozess
manuell ausführt, benötigt man einige versuche, um die gewünschte
Belichtung zu treffen. Dieser Prozess wurde mit Geräten wie dem
RX-Fader für die Bolex H16 automatisiert. Durch das elektronische
Gerät, konnten die Kameraeinstellungen immer wieder exakt gleich
wiederholt werden. (siehe Abbildung 1 )
Abbildung 1
Digitale Kameras
In der Digitalen Welt ist es sehr viel einfacher eine Überblendung zu erstellen. Dieser Vorgang wird nach der Aufnahme im Schnittprogramm seiner Wahl vollzogen.
Hierbei
werden zwei Clips in der Timeline des Schnittprogramms platziert. Der
Anfang des zweiten Clips, wird über das Ende des ersten Clips
gelegt. Nun wird in dem Bereich in dem die Clips sich überschneiden
die Deckkraft der Clips verändert. Der untere Clip senkt seine
Deckkraft von 100% auf 0%. Der obere Clip macht genau das Gegenteil,
er startet bei 0% Deckkraft und steigt auf 100% an.
( siehe Abbildung 2 )
Abbildung 2
Verwendung und Emotion einer Überblendung
Die
Überblendung wird meistens dafür genutzt Distanzen im Film zu
überwinden. In dem Videobeispiel des Anime-Films "Paprika"
aus dem Jahre 2006 finden wir zwei unterschiedliche
Anwendungsmöglichkeiten einer Überblendung.
Satoshi
Kon führte Regie bei dem Science-Fiction-Film und schrieb gemeinsam
mit Seishi Minakami auch das Drehbuch. Satoshi Kon war sehr bekannt
dafür kreative und neue Arten der Überblendung zwischen zwei Szenen
zu erstellen. Satoshi Kon behauptete von sich selbst, niemals ein
Bild zu erstellen, ohne das nächste Bild schon im Kopf zu haben, um
die beiden Resultate leichter miteinander zu verknüpfen. Doch auch
er benutzt die klassische Überblendung um den Charakterin die nächste Szene zu bewegen. Außerdem
benutzt er auch die Überblendung um immer näher an weit entfernte
Objekte zu kommen.
Im folgen Videobeispiel sehen wir den Ermittler Toshimi Konakawa, der sich in seinem Auto auf den Heimweg macht.
Kurz zuvor gab es einen Mordanschlag in der Forschungsabteilung des "DC Mini". Ein Gerät, dass Psychotherapeuten erlaubt die Träume seiner Patienten aufzuzeichnen. Außerdem ist es auch möglich mit einem zweiten Gerät in die Träume der Patienten einzutauchen. Aus diesem Film zog sich auch Christopher Nolan die Inspiration zu seinem Film "Inception".
Die Szene starten wir außerhalb des Wagens, dochdurch die weichen Überblendungen kommen wir immer näher an den Ermittler heran. Der Vorteil einer Überblendung im Gegensatz zu einem herkömmlichen Schnitt ist dass er viel länger dauert. Wir befinden uns in der Szene zurzeit in einer Angespannten Situation. Stattdessen das wir direkt zur Hauptperson durch einen Normalen Cut springen, ziehen die vielen kleinen Überblendungen die Szene in eine unangenehme Länge. Der Zuschauer fühlt sich durch die langsamen weichen Übergängen selber gestresst vom Berufsverkehr. Außerdem fühlt sich der Zuschauer wie ein Geist der durch das Geschehen fliegt, da die weichen Übergänge ein sehr organisches Gefühl haben. Dazu lässt uns die Überblendung sehr intim mit den Charakter werden ohne dabei aufdringlichzu werden.
Satoshi Kon benutzte in seinem 1 Minütigen Kurzfilm "Ohayo (オハヨウ)" was zu deutsch so viel wie "Guten Morgen" bedeutet, noch eine andere Form der Überblendung.
Im
Normalfall verändert sich bei einer Überblendung die komplette
Szene. Satoshi Kon allerdings lässt in diesem Kurzfilm die Kamera
auf derselben Stelle stehen und Überblendet nur die
Unterschiedlichen Bewegungen der Protagonistin.
Die
Message des Kurzfilms ist es zu zeigen, dass wir jeden Tag routiniert
leben. Durch das übereinander blenden der verschiedenen Tage, kann
man sehen, dass jeder Tag sich nur leicht vom nächsten unterscheidet
wir aber immer wieder an unserem gewohnten Muster festhalten. Die
langsamen, transparenten Übergänge, lassen die Szene wieder sehr
langsam und leicht wirken, was dem Zuschauer das Gefühl vermittelt
selbst gerade aufgestanden zu sein.
Fazit
Es
ist immer wieder beeindruckend zu sehen was talentierte Filmemacher
mit den simpelsten Techniken alles anstellen können. In der
Filmbranche denkt man bei einer Überblendung eher an eine veraltete
und Unprofessionelle Methode um den Bildausschnitt zu verändern. Aber in
den guten Szenen richtig angewendet haben Überblendungen einen
starken emotionalen Effekt auf den Zuschauer, der mit keiner anderen
Technik so effektiv erzeugt werden kann. Die Überblendung ist eine
sehr subtile Technik die meist gar nicht bemerkt wird, sondern nur
Unterbewusst vom Zuschauer wahrgenommen wird.
Tite: Paprika (jap. Papurika)
Produktionsjahr: 2006 - Japan Regie: Satoshi Kon Länge: 87 min
Genre: Science Fiction / Thriller / Mystery
Tite: Ohayo
Produktionsjahr: 2008 - Japan Regie: Satoshi Kon Länge: 1 min