Kostümdesigner im Film
gleichen Dolmetschern: Sie erzählen mit der Kleidung eine Geschichte. Jeder
Mensch kommuniziert mit seiner Kleidung. Was wir tragen, zeigt, woher wir
kommen, welcher Klasse oder Gruppe wir angehören und welche sexuelle
Orientierung wir haben. Auch in jedem Film lebt ein Charakter durch sein
Kostüm. Kostüme erfüllen eine narrative Funktion, sie sind Teil des Storytelling.
Kleidung im Film zeigt
nicht nur, was passiert, sondern vor allem wer da ist – sie
vermittelt den emotionalen, physischen oder psychosozialen Zustand des Charakters.
Kostüme spiegeln im
besten Fall die persönliche Entwicklung einer Person wider und machen
Gegensätze und Gemeinsamkeiten von Charakteren visuell nachvollziehbar. Das Kinopublikum
entschlüsselt die Informationen, die über die Kleidung transportiert werden,
binnen Sekundenbruchteilen – und im besten Falle unbewusst. Kostümdesigner sind
daher mit Dolmetschern vergleichbar, die die richtigen Worte zur Übersetzung
finden müssen.
Die Informationen
werden ausschließlich über das Auge wahrgenommen und mit eigenen Erfahrungen
verbunden, sodass sich anschließend der Eindruck der Charaktere ergibt.
Bei Filmen, die in der
Gegenwart spielen oder in unserem normalen Leben, liegt die Schwierigkeit, dass
die Kostüme nicht von der eigentlichen Handlung ablenken dürfen. Sie müssen
also unauffällig sein und trotzdem das Unterbewusstsein der Zuschauer erreichen.
Ganz anders ist es bei Kostümfilmen, in denen modehistorische Genauigkeit
vorrangig ist und ein sehr detailliertes Kostümkonzept notwendig ist. Es ist also zunächst einmal wichtig,
zwischen einem Modefilm, also einem, dem es um eine zeitlose Reflexion des
Themas geht und einem modischen Film zu unterscheiden, der so im Hier und Jetzt
verwurzelt ist, dass er eine filmische Eintagsfliege bleibt.
Vielleicht sind deshalb
die Modefilme am wirkungsmächtigsten, die sich ihrem Gegenstand unbewusst
nähern, indem sie das tun, was Filme am besten können: eine Geschichte
erzählen, Charaktere erschaffen und sie in Beziehung zueinander setzen. Tatsächlich müssten Mode und Film ja
ein Traumpaar sein, wie es sich nur Hollywood ausdenken kann: Beide vermählen
Stil und Inhalt, beide erschaffen Illusionen, beide manipulieren unsere Träume.
Sie verbinden alle pikanten Situationen unseres Lebens und erschaffen daraus
eine eigene Welt. Beide sind autobiografisch geprägt: von der seelischen
Konstitution des Designers oder Regisseurs.
Mode bedeutet Stil, Haltung, Selbstdarstellung, deshalb ist der Film „Snow White
& The Huntsman“ (2012, Regie unter Rupert Sanders) ein sehr gutes Beispiel.
Charlize Theron, die Königin in diesem Film, verbreitet Tod und Verderben. Ihr
Kostüm wird mit ihrem fortschreitenden Wahnsinn immer exaltierter und düsterer,
was das Innere des Charakters nach außen transportiert. Dazu gehören,
beispielsweise, ein Umhang aus Hahnenfedern, ein Kragen aus Knochen und ein
Kleid aus schillernden Insektenpanzern.
Die
Überreste von Verstorbenen Tieren spiegeln hier den Tod wieder, vor allem aber
die Macht des Darstellers. Auch die Farben sind von großer Bedeutung: Rache,
Hinterhalt, Tyrannei und Kaltherzigkeit. Nicht nur in der Verfilmung geht es
episch und düster zu, sondern auch in der Verkleidung der Charaktere.
Für die
hervorragende visuelle Darstellung wurde „Snow White & The Huntsman“ mit
zwei Nominierungen ausgezeichnet, das beste Kostümdesign und die besten
visuellen Effekte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen