" failing to plan ist planing to fail"
Was ist ein Storyboard?
Wenn erst mal ein Drehbuch für ein Film oder eine Animation feststeht, ist der nächste Schritt die Anfertigung eines Storyboards. Ein Storyboard ist die zeichnerische Auflösung eines Drehbuchs mit Einstellungsgrößen, Kameraperspektiven, Ausleuchtungen und Bewegungsrichtungen. Es stellt Handlungsabläufe chronologisch-orientiert dar und stellt somit den ersten Eindruck für die spätere Umsetzung fest.
Ein Storyboard ist insbesondere bei der Produktion von Filmen, Animationen, Werbespots und Produktpräsentationen eine hervorragende Technik zur Visualisierung von Ideen.
Funktion des Soryboards
Zeit bedeutet im Filmgeschäft bares Geld. Und die Zeit, die man dem Film in der Vorproduktion widmet, ist ungleich kostengünstiger als jene, die man bei den Dreharbeiten aufwendet. Darum wird ein Storyboard als Kommunikationsmittel genutzt, um Gedanken visuell mitzuteilen und dem Produktionsteam eine Arbeitsgrundlage zu liefern. Das Storyboard wird somit zur einer Denk- und Planungshilfe.
Trotz der enormen Bedeutung eines Storyboards und der oft beinhalteten künstlerischen Darstellungskraft, handelt es sich, wie beim Drehbuch, um ein Zwischenprodukt.
Die Geschichte des Storyboards
Um mit den Schwierigkeiten der Planung von Animationen klarzukommen, zeichneten die Animatoren bei Walt Disney “story sketches” für die Schlüsselszenen in einem Trickfilm. Walts Tochter, Diane Disney Miller, erinnert sich, dass das erste komplette Soryboard für den Animtionsfilm ,,Die drei kleinen Schweinchen“ im Jahre 1930 gezeichnet wurde.
Disneys Artist und Animator Webb Smith entwickelte die Idee, die einzelnen Szenen individuell zu zeichnen und an ein „bulletin board“ zu pinnen. Dieser Prozess wurde später in ,,Schneewittchen und die sieben Zwerge“ (1937) adoptiert.
Das Storyboard war insoweit wichtig, da für eine fehlerhafte Szene, die z.B. 8 Sekunden dauert, 192 Zeichnungen (pro Sekunde 24 Zeichnungen) geändert werden müssten. Eine genaue Planung mithilfe des Storyboards erleichtert somit die Arbeit und minimiert Fehler.
Bei Alfred Hitchcocks Film ,,Die Vögel" (1963) entstanden durch den Storyboard Artisten Harold Michelson erstmals Pfeile, die er genutzt hat, um Bewegungen der Vögel und der Menschen darzustellen. Dadurch konnte Michelson den Blick des Betrachters lenken. Die Pfeildarstellungen halfen vor allem den Vogelzüchtern, die die Vögel dadurch auf ein bestimmtes Ziel lenken konnten. Hitchcocks Perfektion ging so weit, dass jede Bewegung mit Pfeilen verdeutlicht werden musste, wodurch die Dreharbeiten problemlos verliefen.
Storyboard-Film-Vergleich
Das Storyboard mag fertiggestellt sein, doch wie unterscheidet sich dieses am Ende eigentlich vom Film?
Hier eine Beispielszene aus dem Film „The Avengers" (2012), gefüllt mit Action, da Actionszenen durchaus eine besondere Planung benötigen. Dazu wird ein Ausschnitt aus dem Storyboard vom Storyboard Artisten Jane Wu gezeigt, das dazugehörige Animatic (animierte Storyboards, die dem Filmemacher das Verständnis für die Zeit geben, in der die Aktion stattfindet) und die Szene, wie sie im Film zu sehen ist.
Das Storyboard findet Iht auch auf dieser Seite ganz unten |
Hier kommt Ihr zu einem längeren Animatic auf Youtube
Zum Soryboard:
Dargestellt ist eine Kampfszene, die auf einem riesigen Monster ausgefochten und in einem Bahnhof zu Ende getragen wird.
Der Bildausschnitt zeigt auch gleich, in welchem Format der Film später gedreht wird. Der Hintergrund wird zuerst nur angedeutet, da sich die Handlung auf einem sich schnell bewegendem Monster stattfindet. Später, wenn der Hintergrund wichtig wird, um verständlich zu machen, wo sich das Geschehen abspielt (Stadt mit Hochhäusern und Bahnhof), werden die Hintergründe klar gezeichnet (oder von einem Foto in die Zeichnung verarbeitet).
Sehr anmerkungswürdig ist der Übergang zwischen den Szenen. Wenn Thor von oben in das Bild kommt, bewegt sich die Kamera nach vorne und distanziert sich somit von Hulk, um mehr Platz für den neuen Handlungsstrang zu gewähren. Die Halbtotale wandelt sich zu einer Totale und bei der Szene mit der fluchtergreifenden Menschenmasse im Bahnhof wird die Einstellung zu einer Panoramaaufnahme. Thors Auswirkung von dem Schlag mit Mjölnir (Thors Hammer) auf das Monster wird durch die genannten Einstellungsänderungen gefühlt verdeutlicht.
Die Bahnhofsuhr führt wieder den Fokus von dem zum Stillstand kommenden Wesen zu den beiden Charakteren. Gekrönt wird die Aufnahme mit einer Pointe.
Falls das Video in dem Post nicht funktioniert, dann bitte diesen Link folgen. Ihr kommt zum Filmausschnitt aus "The Avengers" auf YouTube
Zum Filmausschnitt:
In diesem sieht man wie das Storyboard umgesetzt wurde. Am Anfang des Clips wird eine runde Kamerafahrt benutzt, anstatt der leichten Froschperspektive, die im Storyboard zu sehen war. Kamerafahrten erzeugen Dynamik und scheinen den Bildinhalt mächtiger und eine Actionszene wuchtiger zu machen. Die Kampfszene steht somit deutlich im Vordergrund. Wenn Hulk dann von vorne zu sehen ist, fährt die Kamera rückwärts, wie im Storyboard, um Thor in Szene zu setzen. Mit dem Unterschied, dass er zwar von oben ankommt, aber im rechten Bildrand landet, um noch eine Kampfszene auszuführen. Dabei fühlt sich der eigentliche Hammer-Schlag nicht so wuchtig und massiv an, wie im Storyboard vorgestellt, weil Thor die Landung nicht als "Ausholen" und "Zuschlagen" nutzt, sondern erst landet und dann zuschlägt.
Darauf folgt der Sturz des Monsters, bei dem vier Bilder aus dem Storyboard nicht umgesetzt wurden, sondern das Monster gleich im Bahnhof landet. Dabei wird die Panik der Menschen nur durch eine Person dargestellt, sowie die Landung des Monsters vom Nahen gezeigt. Somit wurde die Szene über den Fall des Wesens kürzer gefasst, was zu weniger Arbeit bei der Postproduktion (beim Schneiden oder visuelle Effekte einsetzen) führt. Die angesprochene Massenpanik, die im Film nicht zu sehen ist, kann auch mit Arbeitserleichterung verbunden werden. Man hat die Möglichkeit die Panik auf der Tonebene deutlich machen. Hier wird der Fokus auf Action gelegt, nicht auf flüchtende Menschen.
Am Schluss der Szene schlägt Hulk Thor um, was im Storyboard realitätsnah aussieht (zuerst fliegt der Kopf zur Seite, dann der Körper), aber im Film so schnell passiert, dass man Thors Bewegungen nur verschwommen wahrnimmt.
Fazit:
Im Film wird nicht alles so ausgeführt, wie es im Storyboard vorgearbeitet wurde. Es kann daran liegen, dass die ausgeführten Kameraeinstellungen nicht in der Umsetzung gelingen oder man sich die Mühe und das Geld bei der Postproduktion spart, zum Beispiel mit Szenen, die im Endeffekt nicht so wichtig für den Zuschauer sind. Man kann sich auch manche Arbeit mit den Statisten mindern und die Szene, dem allgemeinen Verständnis zuliebe, anders lösen. Im Allgemeinem gewinnt man den Eindruck, dass es wichtig ist, zu wissen, worauf man seinen Schwerpunkt in der Szene setzt, um sich in der Postproduktion nicht in Kleinigkeiten und unwichtigen Details zu verlieren..
Credits:
Filmtitel: Marvel’s The Avengers
Produktionsland: Vereinigte Staten
Regie: Joss Whedon
Länge: 142 Minuten
Erscheinungsjahr: 2012
Polina Miller
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