Sonntag, 10. Juli 2016

Kranfahrten

Kranfahrten


Bedeutung

Bei Kran-Kamerafahrten (engl.: elevator shot) ist die Kamera an einer fest installierten oder fahrbaren Hebevorrichtung befestigt. Je nachdem, ob die Kamera ferngesteuert oder direkt bedient wird, ist zusätzlich eine Plattform angebracht. Kranfahrten ermöglichen eine kontinuierliche und sehr große Beweglichkeit der Kamera in und über Szenen, die scheinbar die Gesetze der Schwerkraft überwindet.

Herkunft

Als Begründer der entfesselten Kamera gilt der deutsche Kameramann Karl Freund, der in „Der letzte Mann“ im Jahre 1924 erstmals Kameras auf Schienen und anderen Vorrichtungen, horizontal als auch vertikal, bewegte sowie Flugaufnahmen mittels Kamerakränen durchführte.


Erkennungsmerkmale und Verwendungszweck

Kranaufnahmen sind in vielen Fällen auffällig und lenken die Aufmerksamkeit auf die Bildführung selbst. Manchmal ermöglichen sie eine kontinuierliche Kamerabewegung, die physikalisch unmöglich erscheint (ein berühmtes Beispiel ist Hitchcocks Frenzy“ 1972).


Gelegentlich scheint sich die Kamera sogar zu verselbständigen und zu einem eigenen Mittel des filmischen Zeigens zu werden, wie in Hitchcocks „Young and Innocent“ (1937). Hier wird eine mehr als 60 Meter übergreifende Kranfahrt quer durch einen Ballsaal verwendet.


Manchmal entsteht aber auch ein verstörender und fremd erscheinender Blick auf eine Szene. Ein gutes Beispiel dafür ist die Animierungs-Szene in Frank Whales „Bride of Frankenstein“ (1935).


Die schnelle Aufwährtsfahrt der Kamera in „Singin‘ in the Rain“ (1952) zu guter Letzt, die den Tanz im Regen plötzlich in die Vertikale öffnet,  zeigt, dass Kranbewegungen unvermittelt den Raum entgrenzen können und den Eindruck der Schwerelosigkeit der Kamera erwecken.

Varianten

Klassische Kamerakräne sind recht massiv und erlauben es in den meisten Fällen, dass ein Operator auf der Plattform des Armes sitzt und das Bild direkt gestaltet. Dies ist und bleibt die beste Methode der Bildgestaltung, sie ist am organischsten und liefert die besten Ergebnisse.
Der Operator sitzt auf einer Plattform und gleicht mit dem Schwenkkopf die Bewegungen des Kranes so aus, dass der gewünschte Bildausschnitt
erreicht wird.
Die einfachste Variante ist der Jib- Arm, den man auf einen Dolly montieren kann. Ein Kran, mit dem man etwa 2-3 Höhenmeter überbrücken kann. 
Es gibt auch kompakte Kräne wie etwa den "Felix" von Movietech, der sich trotz Plattform für Kameraleute sehr klein zerlegen lässt und sogar in einen PKW passt.

Teleskopkräne ermöglichen durch eine veränderbare Länge des Armes durch Teleskopelemente Kamerafahrten auf kleinstem Raum und mit hohen Geschwindigkeiten ohne die Kranbasis zu verändern. Die Aufbauzeiten von Teleskopkränen sind deutlich niedriger als die von herkömmlichen Kamerakränen.
Die aufsehenerregenden elektronisch gesteuerten Kamerafahrten in Filmen wie Spiderman, Matrix oder Roger Rabbit wären ohne die Teleskopkräne kaum möglich gewesen. Besonders eindrucksvoll sind die schnellen Rückwärtsfahrten, die sich mit diesen Kränen verwirklichen lassen.

Leichtkräne sind wie der Name schon sagt, sehr leicht, meistens aus Kohlefaser oder Leicht-Aluminium (Flugzeugbau) gefertigt, lassen sich sehr kompakt zusammenlegen und können von einer Person getragen werden. Leichtkräne können auf die Schalen von Kamerastativen oder Dollies montiert werden und erreichen Kranlängen von etwa 6 bis 9 Metern.

Es versteht sich von selbst, dass hier nur die Kamera in die Höhe bewegt wird, der Operator bleibt am Boden und überwacht und steuert die Bildgestaltung mittels einer Steuerung und eines Monitors. Bei den meisten Leichtkränen kann man vorwählen, ob die Kameraposition beim Verändern der Höhe konstant bleibt, oder ob diese automatisch mitgeneigt wird.
Diese mechanische Anpassung der Neigung ist häufig anzutreffen, das gleichzeitige Schwenken in der Horizontalen Ebene ist dagegen schon aufwändiger. Hochwertige professionelle Leichtkräne arbeiten mit fernbedienbaren Schwenkköpfen, sogenannten Remote-Heads, die dann alle Schwenkoptionen eines normalen Kopfes zulassen.
Die Fernbedienung kann über Kabel oder Funkfernsteuerung erfolgen, die angepasste Neigung geschieht meist mechanisch über Seilzüge.

Maik Albersmeier
Martikel Nr: 912869

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