Mittwoch, 22. März 2017

Schärfentiefe Andrej Justus

Schärfentiefe


Definition 

Die Schärfentiefe ist ein Maß für den scharf wiedergegebenen Anteil der Raumtiefe einer Szenerie.
Dabei ist die Schärfentiefe eines der wichtigsten Gestaltungsmittel bei der Erstellung eines Filmes oder einer Fotografie.

Bei einem kleinen Schärfebereich spricht man von einer geringen Schärfentiefe. Wenn der abgebildete Schärfebereich groß ist, spricht man von einer großen Schärfentiefe.
Diese lässt sich mit verschiedenen Mitteln verändern. So kann der scharf dargestellte Bereich des Bildes gezielt als Stilmittel eingesetzt werden.

Ein sehr gutes Erklärvideo findet man unter:

Anwendungszweck 

Fokus des Zuschauers

Mit Hilfe der Schärfentiefe können bestimmte Teile des Bildes scharf und andere Teile unscharf dargestellt werden. Dadurch kann man z.B. den Fokus des Zuschauers bewusst auf bestimmte Bildbereiche lenken.


In einer Szene aus dem Film "Mr Nobody" von Jaco Van Dormael, sehen wir einen besonders kleinen Schärfebereich auf Nemo Nobody, der Person rechts im Bild. Der Blick fällt sofort auf ihn.

Mit dem Eintreten der weiteren Person in der Unschärfe sind nun weitere Blickpunkte vorhanden. 

Im Verauf der Szene wird die Schärfentiefe größer und die Person im Hintergrund deutlicher abgebildet. Dadurch wird zunehmend erkannt wer die Person im Hintergrund ist. 
Aus gestalterischer Sicht, realisiert Nemo Nobody im Verlauf der Szene wer zu ihm spricht. Die Person im Hintergrund wird zunehmend wichtiger.


Abheben vom Hintergrund

Aber auch einzelne Objekte lassen sich mit Hilfe der Schärfentiefe vom Hintergrund abheben, durch eine geringere Schärfentiefe.



Störender Hintergrund

Ebenfalls lassen sich mit einer geringeren Schärfentiefe störende Elemente im Hintergund bzw. Vordergrund reduzieren.

 


Die Schärfentiefe kann beeinflusst werden durch:

Blende

Die Blende reguliert den Lichteinfall durch ein Objektiv auf z.B. einen Sensor.
Die Blenden-Regulierung hat direkten Einfluss auf die Veränderung der Schärfentiefe.
Bei einer offenen Blende, d.h. die Öffnung im Objektiv zum Sensor ist weit geöffnet, ist der Lichteinfall sehr hoch.
Die Folge davon ist eine geringe Schärfentiefe.
Bei einer kleinen Blendenöffnung gelangt weniger Licht auf den Sensor. Hierbei ist die Schärfentiefe jedoch größer und eine größere Tiefe im Raum kann scharf abgebildet werden.

Ein Beispiel: Bei einer Blendenzahl von 2,0 (große Blendenöffnung) ist die Schärfentiefe sehr gering. Bei einer Blendenzahl von 22 ist die Schärfentiefe sehr groß.




Blendenreihe von 2,0 bis 22




Entfernung zum Objekt

Eine weitere Möglichkeit zur Regulierung der Schärfentiefe ist die Entfernung zum Objekt. Das bedeutet, je kleiner die Entfernung zwischen einer Kamera und einer Szenerie ist, desto geringer ist die Schärfentiefe.
Wenn wir uns bei gleichbleibender Brennweite und Blende von dieser Szenerie entfernen vergrößert sich die Schärfentiefe.









Brennweite

Ebenfalls ist es möglich die Schärfentiefe an Hand der Brennweite zu verändern. 
Hierbei gilt, bei gleichbeibender Blende und Entfernung zum Objekt, je weitwinkliger das Objektiv, desto größer ist die Schärfentiefe. Umgekehrt bedeutet das, je teliger das Objektiv, desto geringer ist die Schärfentiefe.




Praxistipp:

Schärfentiefe-Simulator

Eine einfache Methode, sich die Schärfentiefe vor einem Dreh oder Fotoshooting anzeigen zu lassen ist der Online Schärfentiefe-Simulator. Diesen findet man unter Dofsimulator.net .
Es lässt sich die Blende, die Brennweite und der Abstand der Kamera einstellen. Gleichzeitig wird die jeweilige Schärfentiefe dargestellt.



Quelle: 
Filmauschnitt "Mr. Nobody" von Jaco Van Dormael
Grafiken und Fotos ©JustAnArtwork / Andrej Justus