Mittwoch, 10. Februar 2016

Farbe im Film



Farbe im Film

In diesem Aufsatz werde ich anhand von Beispielen der Frage nachgehen, wie Farbe im Film eingesetzt wird, um eine Geschichte zu erzählen.

Das Verwenden von Farbe im Film hat nicht nur einen ästhetischen Grund. Die Farbgestaltung von Filmen ist wie eine Sprache, die wir mit dem Sehen unseres ersten Films langsam erlernt haben. Wir können oft schon das Genre, die Zeit und den Ort, an dem der Film spielt, anhand der Farbe, in der der Film gehalten ist, bestimmen, bevor wir ihn überhaupt gesehen haben. Zum Beispiel werden Science-Fiction Filme oft in kühlen Blautönen gehalten, wohingegen Komödien ein gesättigt buntes Farbspektrum aufweisen.
Minority Report (2002), Steven Spielberg


Anchorman (2004), Adam McKay
Noch bevor der Tonfilm erfunden war, wurde versucht Farbe im Film zu verwenden. Die ersten Versuche bestanden darin, den Film Bild für Bild mit Farbe anzumalen. Später entdeckte man, dass man dem gesamten Film durch ein spezielles Entwicklungsverfahren einen Farbstich geben konnte. Das nutzten Regisseure wie D. W. Griffith, um Geschichten zu erzählen. In „Intolerance (1916)“ benutzte er verschieden gefärbtes Filmmaterial, um zeitliche Epochen visuell voneinander zu trennen.
Die Rückkehr der Jedi Ritter (1983), Richard Marquand
Alles steht Kopf (2015), Pete Docter, Ronnie del Carmen

Das Sehen von bestimmten Farben löst bestimmte Gefühle in uns aus. Dies nutzen Filmemacher, um den Zuschauer zu beeinflussen. George Lucas bringt in „Star Wars“ (1977) die Farbe Rot mit Wut und Hass in Verbindung. Andere nutzen Rot, um Liebe und Intimität zu zeigen. Es gibt kein richtig oder falsch für eine Farbe. In jeder Geschichte wird Farbe anders eingesetzt. In der ersten Staffel von „Breaking Bad“ wird durch das Auftauchen von Gelb Gefahr und Gewalt angekündigt. Genau das Selbe wird in „Der Pate“ durch die Farbe Orange gemacht. Durch das wiederholte Erscheinen einer Farbe im Zusammenhang mit bestimmten Personen, Objekten, Situationen oder Emotionen kann ein komplett neuer Sinnzusammenhang zwischen einer Farbe und dem Gefühl, das wir mit dieser Farbe verbinden, geschaffen werden.

Unbreakable (2000), M. Night Shyamalan
Unbreakable (2000), M. Night Shyamalan
 
Durch Farbkontraste im Film kann man beispielsweise Protagonist und Antagonist visuell unterschieden, oder Unstimmigkeiten im Charakter zeigen. Das Verändern von einer Farbe, mit der wir den Protagonisten verbinden, oder sogar durch das Ändern des gesamten Farbschemas kann man eine Entwicklung des Charakters oder der Geschichte zeigen.

Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt (2002), Edgar Wright



Der letzte Kaiser (1987), Bernardo Bertolucci
Der letzte Kaiser (1987), Bernardo Bertolucci
Der letzte Kaiser (1987), Bernardo Bertolucci



Dabei ist es kein Zufall, dass wenn man sich die verwendeten Farben im RGB Farbrad ansieht, die Farbgestaltung oft einem Bestimmten Schema folgt. Man sieht häufig sich gegenüberliegende Farben, sogenannte Komplementärfarben, in Filmen, was in der Regel ein sehr kontrastreiches Bild zur Folge hat. Häufige Beispiele sind Rot und Grün oder Blau und Orange. Eine andere Art Farbe zu verwenden ist, ähnliche und nah beieinander liegende Farben zu benutzen. Es entsteht ein sehr ausgeglichenes, wenig kontrastreiches Bild. Häufig wird dieses harmonische Bild durch ein Objekt oder eine Person in einer Farbe gestört, da man dadurch sehr gut den Blick des  Zuschauers lenken kann.

Moonrise Kingdom (2012), Wes Anderson
Transformers (2007), Michael Bay
  








Ich hoffe, ich konnte anhand der oben genannten Beispiele die Idee hinter der Farbgestaltung von Filmen näher bringen. Farbe ist ein nicht zu unterschätzendes Werkzeug auf der Leinwand. Eine gute Farbgestaltung ermöglicht einen Film visuell zu erzählen, anstatt nur über Dialoge mit dem Zuschauer zu kommunizieren.

Montag, 8. Februar 2016

Charakterisierung durch das Kostüm

Kostümdesigner im Film gleichen Dolmetschern: Sie erzählen mit der Kleidung eine Geschichte. Jeder Mensch kommuniziert mit seiner Kleidung. Was wir tragen, zeigt, woher wir kommen, welcher Klasse oder Gruppe wir angehören und welche sexuelle Orientierung wir haben. Auch in jedem Film lebt ein Charakter durch sein Kostüm. Kostüme erfüllen eine narrative Funktion, sie sind Teil des Storytelling.
Kleidung im Film zeigt nicht nur, was passiert, sondern vor allem wer da ist – sie vermittelt den emotionalen, physischen oder psychosozialen Zustand des Charakters.
Kostüme spiegeln im besten Fall die persönliche Entwicklung einer Person wider und machen Gegensätze und Gemeinsamkeiten von Charakteren visuell nachvollziehbar. Das Kinopublikum entschlüsselt die Informationen, die über die Kleidung transportiert werden, binnen Sekundenbruchteilen – und im besten Falle unbewusst. Kostümdesigner sind daher mit Dolmetschern vergleichbar, die die richtigen Worte zur Übersetzung finden müssen.

Die Informationen werden ausschließlich über das Auge wahrgenommen und mit eigenen Erfahrungen verbunden, sodass sich anschließend der Eindruck der Charaktere ergibt.

Bei Filmen, die in der Gegenwart spielen oder in unserem normalen Leben, liegt die Schwierigkeit, dass die Kostüme nicht von der eigentlichen Handlung ablenken dürfen. Sie müssen also unauffällig sein und trotzdem das Unterbewusstsein der Zuschauer erreichen. Ganz anders ist es bei Kostümfilmen, in denen modehistorische Genauigkeit vorrangig ist und ein sehr detailliertes Kostümkonzept notwendig ist. Es ist also zunächst einmal wichtig, zwischen einem Modefilm, also einem, dem es um eine zeitlose Reflexion des Themas geht und einem modischen Film zu unterscheiden, der so im Hier und Jetzt verwurzelt ist, dass er eine filmische Eintagsfliege bleibt.
Vielleicht sind deshalb die Modefilme am wirkungsmächtigsten, die sich ihrem Gegenstand unbewusst nähern, indem sie das tun, was Filme am besten können: eine Geschichte erzählen, Charaktere erschaffen und sie in Beziehung zueinander setzen. Tatsächlich müssten Mode und Film ja ein Traumpaar sein, wie es sich nur Hollywood ausdenken kann: Beide vermählen Stil und Inhalt, beide erschaffen Illusionen, beide manipulieren unsere Träume. Sie verbinden alle pikanten Situationen unseres Lebens und erschaffen daraus eine eigene Welt. Beide sind autobiografisch geprägt: von der seelischen Konstitution des Designers oder Regisseurs. 

Mode bedeutet Stil, Haltung, Selbstdarstellung, deshalb ist der Film „Snow White & The Huntsman“ (2012, Regie unter Rupert Sanders) ein sehr gutes Beispiel. Charlize Theron, die Königin in diesem Film, verbreitet Tod und Verderben. Ihr Kostüm wird mit ihrem fortschreitenden Wahnsinn immer exaltierter und düsterer, was das Innere des Charakters nach außen transportiert. Dazu gehören, beispielsweise, ein Umhang aus Hahnenfedern, ein Kragen aus Knochen und ein Kleid aus schillernden Insektenpanzern.


Die Überreste von Verstorbenen Tieren spiegeln hier den Tod wieder, vor allem aber die Macht des Darstellers. Auch die Farben sind von großer Bedeutung: Rache, Hinterhalt, Tyrannei und Kaltherzigkeit. Nicht nur in der Verfilmung geht es episch und düster zu, sondern auch in der Verkleidung der Charaktere.
Für die hervorragende visuelle Darstellung wurde „Snow White & The Huntsman“ mit zwei Nominierungen ausgezeichnet, das beste Kostümdesign und die besten visuellen Effekte.




Sonntag, 7. Februar 2016

Split Screen

Split-Screen


Bekannt aus Nachrichtensendungen wie der Tagesschau oder durch Überwachungssysteme, in denen mehrere Sektoren des überwachten Bereiches gezeigt werden, ist Split-Screen ein bekanntes visuelles Mittel in den Medien. Bei Split-Screen wird der Bildschirm in zwei oder mehrere Teile geteilt. Jeder Bereich des Bildes zeigt dabei eine andere Handlung oder einen anderen Handlungsverlauf. Doch auch als Stilmittel im Film wird Split-Screen benutzt.

Geschichte
Zum ersten Mal wurde Split Screen von Edwin S. Porter in seinem Stummfilm „Life of an American Fireman“ aus dem Jahr 1903 eingesetzt. Doch schon in den 1920er Jahren fingen Regisseure an das Filmmittel zu vermeiden. Es entspricht nicht dem Hollywood Continuity Style, denn Split-Screen zerbricht die Illusion des Filmes, der Realität möglichst nah zu kommen.
Seit den 1960er gewann Split-Screen wieder mehr an Popularität und wird seit dem wieder öfter als gestalterisches Mittel eingesetzt.
Life of an American (1903 / Edwin S. Porter)

Technik
Zu analogen Zeiten gab es zwei Varianten einen Split-Screen zu erzeugen. Bei der ersten Variante wird zunächst ein Teil des Filmes abgedeckt während der andere belichtet wird. Die Abdeckung wird zur anderen Seite getauscht, der Film zurück gespult und der zweite Teil des Filmes belichtet. Am Ende ist der Film zwei Mal belichtet worden, jedoch mit unterschiedlichen Handlungen in jedem Bildteil.
Bei der zweiten Variante, die zu analogen Zeiten benutzt wurde, werden die jeweiligen Handlungsverläufe einzeln abgefilmt. Danach wird in der Postproduktion ein unbelichteter Filmstreifen mit den jeweiligen Teilen der anderen Filme bedruckt.
Heutzutage ist es durch die Digitalisierung von Filmen sehr einfach einen Splitscreen zu erzeugen. Dazu wird in After Effects oder ähnlichen Programmen das Bild in zwei oder mehr Teile geteilt und die jeweiligen Sequenzen zugeordnet.

Varianten von Split Screen
Der Klassiker bei dem Split Screen angewandt wird, ist alle Beteiligten eines Telefonates gleichzeitig zu zeigen, um so die Unterschiedlichen Reaktionen hervor zu heben. Gleichzeitig verschafft es dem Filmemacher die Möglichkeit, dem Zuschauer ein Gefühl der Nähe zwischen den Charakteren zu vermitteln, obwohl die Charaktere örtlich voneinander getrennt sind.
Indiscreet (1958 / Stanley Donen)

Eine andere beliebte Variante Split Screen einzusetzen, ist Split Screen mit einer Parallelmontage zu verknüpfen. Doch anstatt zwischen den Handlungen hin und her zu schneiden, werden diese Parallel gezeigt. Meist treffen sich die Handlungen an einem Punkt wieder und eine Seite wird auf das komplette Bild ausgeweitet.


Kill Bill - Volume 1 (2003 / Quentin Tarantino)
Eine dritte Möglichkeit Split Screen einzusetzen, ist eine Szenerie aus mehreren Blickwinkeln zu zeigen; berühmt für diese Variante sind Szenen aus dem Film „Woodstock“.

Split Screen in 500 Days of Summer
500 Days of Summer (2009) ist ein Independent-Liebesfilm von Marc Webb. Dieser handelt von der Liebesgeschichte zwischen Tom Hansen (Joseph Gordon-Levitt), einem Glückwunschkarten-Gestalter und Summer Finn (Zooey Deschanel), die Assistentin seines Chefs. Anstatt einer chronologischen Erzählung wird zwischen den 500 Tagen ihrer Liebesgeschichte, von dem Augenblick des Kennenlernens bis zum Abschließen, sprunghaft gewechselt. Im späteren Verlauf des Films treffen sich Summer und Tom nach ihrer Trennung zufällig wieder und sie lädt Tom zu ihrer Hausparty ein. Hier wird Split Screen besonders geschickt eingesetzt. Anstatt diesen mit einer Parallelmontage zu verbinden oder eine Situation aus verschiedenen Blickwinkeln zu zeigen, wird der Split Screen genutzt, um die Vorstellung von Tom dem realen Verlauf der Party gegenüber zu stellen.


500 Days of Summer (2009 / Marc Webb)

Marc Webb zeigt so, wie wirkungsvoll Split Screen eingesetzt werden kann und schafft es, dem Zuschauer einen direkten Einblick in die Gefühlswelt von Tom zu geben. So kann er sich trotz des Bruches des Hollywood Continuity Stiles mehr mit Tom identifizieren.





Titel: Kill Bill - Volume 1
Produktionsland: Vereinigte Staten
Regie: Quentin Tarantino

Länge: 106 Minuten
Erscheinungsjahr: 2003


Titel: 500 Days of Summer
Produktionsland: Vereinigte Staten
Regie: Marc Webb

Länge:95 Minuten
Erscheinungsjahr: 2009

Niklas Heuer-Jungemann, 912823


Slow-Motion

Slow-Motion Filmsprache


Slow-Motion, zu deutsch „Zeitlupe“, ist eine Methode um Bewegungsabläufe verlangsamt darzustellen. Eine Slow-Motion Aufnahme entsteht dadurch, dass die Anzahl der aufgenommenen Bilder pro Sekunde erhöht wird. Man spricht hierbei auch von einer erhöhten Framrate. Regulär liegt die Framerate bei 24 Bildern pro Sekunde. Bei einer Slow-Motion Aufnahme hat man eine Aufzeichnung von 120 bis hin zu 10.000 Bildern pro Sekunde. Je schneller der Prozess in der Realität, desto mehr Bilder braucht man pro Sekunde.
Das aufgenommene Material wird dann in einer normalen Geschwindigkeit wiedergegeben (24-Frames pro Sekunde), wodurch der Slow-Motion- oder auch Zeitlupeneffekt entsteht. Diese Technik nennt sich im Fachjargon „Overcranking“.

Das grundlegende Prinzip der Slow-Motion geht auf die Erfindung des Österreichers August Musger zurück, der am 03. September 1904 das Patent für die Konstruktionspläne zu seinem „Serienapparat mit Spiegelrad“ einreichte.
1916 wurde das erste Gerät zur Herstellung von Zeitlupenaufnahmen von der Dresdner Firma Erntemann der Öffentlichkeit vorgestellt, welches auf den Grundlagen von Musgers Erfindung basiert.

Die Slow-Motion oder auch Zeitlupe wird seit den Anfängen des Kinos als beliebter und spektakulärer Spezialeffekt eingesetzt. Es ist ein aussergewöhnliches Stilmittel, das sich in vielen Bereichen verbreitet hat. Von Dokumentar- und Spielfilm über Werbefilm und Videoclips bis hin zu TV-Sportreportagen wird es immer wieder genutzt.

Auf vielen bekannten Videoplattformen kann man sehen, dass sogar einige Hobbyfilmer und -Fotografen sich von dem Stilmittel begeistern lassen. Dadurch schaffen Sie faszinierende Bilder von platzenden Melonen bis hin zum Wassertropfen der auf die Wasseroberfläche auftritt.
Ein gutes Beispiel bietet der Berufsfotograf Daniel Nimmervoll, der mit seinen immer wieder neuen Ideen beeindruckende Bilder schafft.




Auch im Filmbusiness gibt es immer wieder visionäre Filmemacher, die Zeitlupe nicht nur achtlos als ein beliebiges Stillmittel sehen oder verwenden, sondern es zur Schaffung unvergesslicher Filmszenen verwenden.

Slow-Motion wird in vielen Filmgenres angewandt. Ein Beispiel kommt aus dem Film „The Wolf of Wall Street“ von Martin Scorsese aus dem Jahr 2013. Der Film spielt in den 1980er Jahren und handelt von dem Börsenmakler Jordan Belfort. In der Szene wird einer der vielen Drogenräusche des Börsenmaklers in Slow-Motion gezeigt. Der  Effekt gibt der ganzen Situation eine gewisse Selbstironie und Witz. Martin Scorsese schaffte damit eine eher ungewöhnliche Szene, da Slow-Motion selten in Filmbiografien verwendet wird



Häufiger ist das Stilmittel Slow-Motion in Szenen zu finden, die ein gewisses Aktionpotenzial besitzen. So hat das Kriegsdrama „The Hurt Locker“ aus dem Jahr 2008, der sechs Oscars gewann und bei dem Kathryn Bigelow Regie führte, eine eher typischere Szene für Slow-Motion zu bieten.

In dem Drama geht es um ein Team des Explosive Ordnance Disposal (Kampfmittelbeseitigung) der US-Armee, das im Jahre 2004 im Irak stationiert sind.

In der Szene explodiert ein Sprengsatz, der durch das Team entschärft werden sollte. Durch die Slow-Motion wurde erreicht, dass die Explosion, die wenn überhaupt nur wenige Sekunden andauert, genau gezeigt werden kann. Das Ausmaß der Explosion ist so für den Zuschauer viel besser zu erfassen.



Steadycam

Steadycam


Was ist das?

Eine Steadycam (zu dt. Schwebestativ) ist ein Kamerstabilisierungssystem, meist geführt von einem Steadycam-Operator, mit dem sich verwacklungsfreie Bilder aufnehmen lassen indem es die Bewegungen des Menschen von der Kamera isoliert. Beim Betrachten der Bilder scheint es so als ob die Kamera schweben würde da Sie sanft über unebenes Terrain oder um Hindernisse gleiten kann.


Wie es funktioniert?

Die Kamera wird auf einer senkrecht stehenden Stange mit anpassbaren Ausgleichgewichten an der Unterseite montiert. Das ganze System kann dann mit einem Handgriff gehalten werden der durch ein spezielles Kardangelenk mit der Stange verbunden ist. Dies vermeidet das Übertragen der Schritte oder Wackler des Kameramannes auf das System. Ist das Schwebestativ dann richtig ausbalanciert liegt der Schwer und Drehpunkt über dem Gelenk und der Handgriff hat maximalen Spielraum ohne an die Gelenksgrenzen zu stoßen.

Bei besonders schweren oder großen Kameras wird zum Tragen des Systems ein Federarm verwendet der an einer Weste befestigt ist. Somit wird das Gewicht des Systems auf den ganzen Körper verteilt.

Wer hat's erfunden und warum?

Der Erfinder der Steadycam ist Garrett Brown (*1942) , ein amerikanischer Kameramann der viel mit Stabilisierungsmöglichkeiten experimentierte, weil er nach eigenen Angaben genervt davon war seine kleine Kamera für kurze Kamerabewegungen auf einen riesigen Dolly packen zu müssen. Er stellte seine Erfindung 1975 als "Brown Stabilizer" der Industrie vor.

Seine Erfindung war deshalb so revolutionär da die Steadycam eine ganz neue Dimension im Bereich Kamerabewegungen eröffnete.
Für eine stabile Kamerafahrt mussten nun keine Dollys mehr mit Schienen verlegt, oder ein Kamerakran aufgebaut werden. Es war plötzlich möglich unmögliche Kamerabewegungen z.B. auf unebenem Terrain (wie Treppen) oder auf engstem Raum zu erzeugen. Ein weiterer Vorteil war dass man nun auch bei Fahrten keine Schienen vom Dolly mehr im Bild hatte und der Kameramann eine große Bewegungsfreiheit besaß.

Premiere

Das erste Mal wurde die Steadycam in dem Film Bound for glory (1976) eingesetzt, der später in der Kategorie "Beste Kamera" für einen Oscar nominiert wurde. Steadycam Operator war Garrett Brown.
Das Besondere an diesem Film war jedoch das die Bewegung eines Kamerakrans mit der einer Steadycam kombiniert wurde. Zu Beginn steht Garrett Brown mit der Steadycam auf einem Kran und fährt hinab, dann steigt er auf den Boden und folgt einem Darsteller durch das Set.



Der zweite, und wesentlich bekanntere, Film in dem die Steadycam genutzt wurde war Rocky (1976). In der populärsten Szene des Films folgt die Kamera Rocky die Treppen des Philadelphia Museum of Art hinauf, umrundet ihn zur Hälfte und zeigt ihn dann jubelnd mit der Stadt im Hintergrund.


Verwendung

Primär wird die Steadycam natürlich für Filme genutzt, besonders gerne kommt Sie bei Tracking-Shots, bei 360 Grad Umrundungen oder bei Plansequenzen zum Einsatz.
So wurde die Steadycam z.B. auch in Plansequenzen aus den Filmen Boogie Nights (1997) oder Goodfellas (1990) genutzt.
Bei beiden Beispielen eignet sich die Steadycam besonders gut, da den Darstellern gefolgt wird die sich durch Menschenmassen oder enge Flure bewegen. Um Sie herum passieren viele Nebenhandlungen und die Kamera muss sich frei bewegen können um zu schwenken oder die Richtung zu wechseln.
So hat der Betrachter das Gefühl sehr viel an Handlung und Umgebung wahrnehmen zu können und taucht so in die Welt der Charaktere ein. Dies wäre mit einem Dolly oder anderen Mitteln kaum möglich gewesen.



Als besonderes Beispiel der Nutzung der Steadycam gilt auch The Shining (1980).
In einer Szene flüchtet ein Junge ein einem engen, eingeschneiten Labyrinth vor seinem Vater der ihn töten will. Die Kamera folgt immer wieder auch dem Jungen und macht so den Eindruck als würde der Junge vor der Kamera, sprich dem Vater, flüchten.
Unter den Set- Bedingungen, sprich Schnee und hohe Hecken, wäre auch ein Einsatz eines Kranes oder eines Schienensystems nicht möglich gewesen. Hier ist die Steadycam wieder die perfekte Lösung.




Außerdem wird die Steadycam auch in vielen weiteren Film oder Fernsehproduktionen genutzt. So kommt heute kein live übertragenes Fußballspiel oder Konzert ohne Steadycam aus. Als Beispiel habe ich einen Clip vom Eurovision Song Contest (2009) herausgesucht, der sich im Internet großer Beliebtheit erfreut.





Credits:
Filmtitel: Bound for glory

Produktionsland: Vereinigte Staten
Regie: Hal Ashby

Länge: 148 Minuten
Erscheinungsjahr: 1976


Filmtitel: Rocky (Two Disc Collector's Edition)
Produktionsland: Vereinigte Staten
Regie: John G. Avildsen

Länge: 120 Minuten
Erscheinungsjahr: 1976



Filmtitel: Goodfellas
Produktionsland: Vereinigte Staten
Regie: Martin Scorsese

Länge: 146 Minuten
Erscheinungsjahr: 1990



Filmtitel: Boogie Nights
Produktionsland: Vereinigte Staten
Regie: Paul Thomas Anderson

Länge: 149 Minuten
Erscheinungsjahr: 1997



Filmtitel: Shining
Produktionsland: Vereinigte Staten/Großbritannien
Regie: Stanley Kubrick

Länge: 119 Minuten
Erscheinungsjahr: 1980


Simon Schares
Matrikel Nr.: 911741

Freitag, 5. Februar 2016

Überblendung

Marco Bagnoli
Matrikeln: 912256
Baumgärten Tilman, Prof. Dr.
30. Januar 2016

 

Überblendung



Eine Überblendung ist in der Welt des Films ein Vorgang, bei dem eine Kombination aus einer Abblende mit Mehrfachbelichtung und einer folgenden Aufblende ausgeführt wird.
Dieser Trick in der Film- und Videotechnik, erzeugt einen kontinuierlich weichen Übergang zwischen zwei Szenen. In den 1930er und 1940er Jahren war die Überblendung ein sehr häufig benutztes Stilmittel für Kinofilme. Mit der Überblendung konnten Szenenübergänge, Rückblenden, Zeitsprünge und subjektive Bilder wie zum Beispiel Traumsequenzen einfach eingeleitet werden. 

Hier zum Video





 Wie erstellt man eine Überblendung?

 

Filmkameras


Eine Überblendung auf einer alten Filmkamera zu erzeugen ist relativ kompliziert. Denn am Ende einer Aufnahme muss eine Abblende erfolgen, danach wird der Film um die 
gewünschte Bilderzahl zurückgezogen. Die nächste Einstellung wird nun mit einer Aufblende aufgenommen damit die Bilder weich ineinander eingehen. 
Wenn man den Prozess manuell ausführt, benötigt man einige versuche, um die gewünschte Belichtung zu treffen. Dieser Prozess wurde mit Geräten wie dem RX-Fader für die Bolex H16 automatisiert. Durch das elektronische Gerät, konnten die Kameraeinstellungen immer wieder exakt gleich wiederholt werden.
(siehe Abbildung 1 )

Abbildung 1

Digitale Kameras


In der Digitalen Welt ist es sehr viel einfacher eine Überblendung zu erstellen. Dieser Vorgang wird nach der Aufnahme im Schnittprogramm seiner Wahl vollzogen. 
Hierbei werden zwei Clips in der Timeline des Schnittprogramms platziert. Der Anfang des zweiten Clips, wird über das Ende des ersten Clips gelegt. Nun wird in dem Bereich in dem die Clips sich überschneiden die Deckkraft der Clips verändert. Der untere Clip senkt seine Deckkraft von 100% auf 0%. Der obere Clip macht genau das Gegenteil, er startet bei 0% Deckkraft und steigt auf 100% an.
( siehe Abbildung 2 )

Abbildung 2


 

Verwendung und Emotion einer Überblendung

 

Die Überblendung wird meistens dafür genutzt Distanzen im Film zu überwinden. In dem Videobeispiel des Anime-Films "Paprika" aus dem Jahre 2006 finden wir zwei unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten einer Überblendung.
Satoshi Kon führte Regie bei dem Science-Fiction-Film und schrieb gemeinsam mit Seishi Minakami auch das Drehbuch. Satoshi Kon war sehr bekannt dafür kreative und neue Arten der Überblendung zwischen zwei Szenen zu erstellen. Satoshi Kon behauptete von sich selbst, niemals ein Bild zu erstellen, ohne das nächste Bild schon im Kopf zu haben, um die beiden Resultate leichter miteinander zu verknüpfen. Doch auch er benutzt die klassische Überblendung um den Charakter in die nächste Szene zu bewegen. Außerdem benutzt er auch die Überblendung um immer näher an weit entfernte Objekte zu kommen.





Im folgen Videobeispiel sehen wir den Ermittler Toshimi Konakawa, der sich in seinem Auto auf den Heimweg macht. 
Kurz zuvor gab es einen Mordanschlag in der Forschungsabteilung des "DC Mini". Ein Gerät, dass Psychotherapeuten erlaubt die Träume seiner Patienten aufzuzeichnen. Außerdem ist es auch möglich mit einem zweiten Gerät in die Träume der Patienten einzutauchen. Aus diesem Film zog sich auch Christopher Nolan die Inspiration zu seinem Film  
"Inception".



Die Szene starten wir außerhalb des Wagens, doch durch die weichen Überblendungen kommen wir immer näher an den Ermittler heran . Der Vorteil einer Überblendung im Gegensatz zu einem herkömmlichen Schnitt ist dass er viel länger dauert. Wir befinden uns  in der Szene zurzeit in einer Angespannten Situation. Stattdessen das wir direkt zur Hauptperson durch einen Normalen Cut springen, ziehen die vielen kleinen Überblendungen die Szene in eine unangenehme Länge. Der Zuschauer  fühlt sich durch die langsamen weichen Übergängen selber gestresst vom Berufsverkehr. Außerdem fühlt sich der Zuschauer wie ein Geist der durch das Geschehen fliegt, da die weichen Übergänge ein sehr organisches Gefühl haben. Dazu lässt uns die Überblendung sehr intim mit den Charakter werden ohne dabei aufdringlich zu werden.

Hier zum Video






Satoshi Kon benutzte in seinem 1 Minütigen Kurzfilm "Ohayo (オハヨウ)" was zu deutsch so viel wie "Guten Morgen" bedeutet, noch eine andere Form der Überblendung.



 

Im Normalfall verändert sich bei einer Überblendung die komplette Szene. Satoshi Kon allerdings lässt in diesem Kurzfilm die Kamera auf derselben Stelle stehen und Überblendet nur die Unterschiedlichen Bewegungen der Protagonistin.
 Die Message des Kurzfilms ist es zu zeigen, dass wir jeden Tag routiniert leben. Durch das übereinander blenden der verschiedenen Tage, kann man sehen, dass jeder Tag sich nur leicht vom nächsten unterscheidet wir aber immer wieder an unserem gewohnten Muster festhalten. Die langsamen, transparenten Übergänge, lassen die Szene wieder sehr langsam und leicht wirken, was dem Zuschauer das Gefühl vermittelt selbst gerade aufgestanden zu sein.


Fazit 


Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen was talentierte Filmemacher mit den simpelsten Techniken alles anstellen können. In der Filmbranche denkt man bei einer Überblendung eher an eine veraltete und Unprofessionelle Methode um den Bildausschnitt zu verändern. Aber in den guten Szenen richtig angewendet haben Überblendungen einen starken emotionalen Effekt auf den Zuschauer, der mit keiner anderen Technik so effektiv erzeugt werden kann. Die Überblendung ist eine sehr subtile Technik die meist gar nicht bemerkt wird, sondern nur Unterbewusst vom Zuschauer wahrgenommen wird.



Tite: Paprika (jap. Papurika)
Produktionsjahr: 2006 - Japan
Regie: Satoshi Kon
Länge: 87 min
Genre: Science Fiction / Thriller / Mystery

Tite: Ohayo
Produktionsjahr: 2008 - Japan
Regie: Satoshi Kon
Länge: 1 min
Genre: Comedy / Drama / Science Fiction

Marco Bagnoli