Sonntag, 7. Februar 2016

Steadycam

Steadycam


Was ist das?

Eine Steadycam (zu dt. Schwebestativ) ist ein Kamerstabilisierungssystem, meist geführt von einem Steadycam-Operator, mit dem sich verwacklungsfreie Bilder aufnehmen lassen indem es die Bewegungen des Menschen von der Kamera isoliert. Beim Betrachten der Bilder scheint es so als ob die Kamera schweben würde da Sie sanft über unebenes Terrain oder um Hindernisse gleiten kann.


Wie es funktioniert?

Die Kamera wird auf einer senkrecht stehenden Stange mit anpassbaren Ausgleichgewichten an der Unterseite montiert. Das ganze System kann dann mit einem Handgriff gehalten werden der durch ein spezielles Kardangelenk mit der Stange verbunden ist. Dies vermeidet das Übertragen der Schritte oder Wackler des Kameramannes auf das System. Ist das Schwebestativ dann richtig ausbalanciert liegt der Schwer und Drehpunkt über dem Gelenk und der Handgriff hat maximalen Spielraum ohne an die Gelenksgrenzen zu stoßen.

Bei besonders schweren oder großen Kameras wird zum Tragen des Systems ein Federarm verwendet der an einer Weste befestigt ist. Somit wird das Gewicht des Systems auf den ganzen Körper verteilt.

Wer hat's erfunden und warum?

Der Erfinder der Steadycam ist Garrett Brown (*1942) , ein amerikanischer Kameramann der viel mit Stabilisierungsmöglichkeiten experimentierte, weil er nach eigenen Angaben genervt davon war seine kleine Kamera für kurze Kamerabewegungen auf einen riesigen Dolly packen zu müssen. Er stellte seine Erfindung 1975 als "Brown Stabilizer" der Industrie vor.

Seine Erfindung war deshalb so revolutionär da die Steadycam eine ganz neue Dimension im Bereich Kamerabewegungen eröffnete.
Für eine stabile Kamerafahrt mussten nun keine Dollys mehr mit Schienen verlegt, oder ein Kamerakran aufgebaut werden. Es war plötzlich möglich unmögliche Kamerabewegungen z.B. auf unebenem Terrain (wie Treppen) oder auf engstem Raum zu erzeugen. Ein weiterer Vorteil war dass man nun auch bei Fahrten keine Schienen vom Dolly mehr im Bild hatte und der Kameramann eine große Bewegungsfreiheit besaß.

Premiere

Das erste Mal wurde die Steadycam in dem Film Bound for glory (1976) eingesetzt, der später in der Kategorie "Beste Kamera" für einen Oscar nominiert wurde. Steadycam Operator war Garrett Brown.
Das Besondere an diesem Film war jedoch das die Bewegung eines Kamerakrans mit der einer Steadycam kombiniert wurde. Zu Beginn steht Garrett Brown mit der Steadycam auf einem Kran und fährt hinab, dann steigt er auf den Boden und folgt einem Darsteller durch das Set.



Der zweite, und wesentlich bekanntere, Film in dem die Steadycam genutzt wurde war Rocky (1976). In der populärsten Szene des Films folgt die Kamera Rocky die Treppen des Philadelphia Museum of Art hinauf, umrundet ihn zur Hälfte und zeigt ihn dann jubelnd mit der Stadt im Hintergrund.


Verwendung

Primär wird die Steadycam natürlich für Filme genutzt, besonders gerne kommt Sie bei Tracking-Shots, bei 360 Grad Umrundungen oder bei Plansequenzen zum Einsatz.
So wurde die Steadycam z.B. auch in Plansequenzen aus den Filmen Boogie Nights (1997) oder Goodfellas (1990) genutzt.
Bei beiden Beispielen eignet sich die Steadycam besonders gut, da den Darstellern gefolgt wird die sich durch Menschenmassen oder enge Flure bewegen. Um Sie herum passieren viele Nebenhandlungen und die Kamera muss sich frei bewegen können um zu schwenken oder die Richtung zu wechseln.
So hat der Betrachter das Gefühl sehr viel an Handlung und Umgebung wahrnehmen zu können und taucht so in die Welt der Charaktere ein. Dies wäre mit einem Dolly oder anderen Mitteln kaum möglich gewesen.



Als besonderes Beispiel der Nutzung der Steadycam gilt auch The Shining (1980).
In einer Szene flüchtet ein Junge ein einem engen, eingeschneiten Labyrinth vor seinem Vater der ihn töten will. Die Kamera folgt immer wieder auch dem Jungen und macht so den Eindruck als würde der Junge vor der Kamera, sprich dem Vater, flüchten.
Unter den Set- Bedingungen, sprich Schnee und hohe Hecken, wäre auch ein Einsatz eines Kranes oder eines Schienensystems nicht möglich gewesen. Hier ist die Steadycam wieder die perfekte Lösung.




Außerdem wird die Steadycam auch in vielen weiteren Film oder Fernsehproduktionen genutzt. So kommt heute kein live übertragenes Fußballspiel oder Konzert ohne Steadycam aus. Als Beispiel habe ich einen Clip vom Eurovision Song Contest (2009) herausgesucht, der sich im Internet großer Beliebtheit erfreut.





Credits:
Filmtitel: Bound for glory

Produktionsland: Vereinigte Staten
Regie: Hal Ashby

Länge: 148 Minuten
Erscheinungsjahr: 1976


Filmtitel: Rocky (Two Disc Collector's Edition)
Produktionsland: Vereinigte Staten
Regie: John G. Avildsen

Länge: 120 Minuten
Erscheinungsjahr: 1976



Filmtitel: Goodfellas
Produktionsland: Vereinigte Staten
Regie: Martin Scorsese

Länge: 146 Minuten
Erscheinungsjahr: 1990



Filmtitel: Boogie Nights
Produktionsland: Vereinigte Staten
Regie: Paul Thomas Anderson

Länge: 149 Minuten
Erscheinungsjahr: 1997



Filmtitel: Shining
Produktionsland: Vereinigte Staten/Großbritannien
Regie: Stanley Kubrick

Länge: 119 Minuten
Erscheinungsjahr: 1980


Simon Schares
Matrikel Nr.: 911741

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