Montag, 1. August 2016

Bildkomposition



Einleitung

Unter Bildkomposition versteht man die Organisation und bewusste Anordnung von Form, Farbe und Bewegung. Sie soll die verschiedenen Elemente miteinander in Beziehung setzen, die Aufmerksamkeit des Betrachters lenken und das Gesamtbild gliedern. Bestimmte Empfindungen werden durch die Komposition des Bildes hervorgerufen, wodurch auch der Inhalt des Bildes beeinflusst und gewollt unterstützt werden kann. Diese Empfindungen sind meist subjektiv, können prägungs- und kulturabhängig sein.

Gestaltungselemente und Stilmittel die die Wirkung des Gesamtbildes beeinflussen, sind unter Anderen Farbe, Form, Raum und Format.


Schwur der Horatier

Schon in der Kunst der Renaissance wurde der besondere Wert der Bildkomposition erkannt und mit Elementen gearbeitet, die heute genauso aktuell wie damals sind.
Mit Hilfe des Goldenen Schnitts, Dreieckskonstruktionen und des Einsetzen des Losers Points wurde den Betrachtern schon damals der Inhalt des Bildes durch seine Komposition näher gebracht. Nicht zuletzt deswegen kann man heute starke Parallelen zwischen jenen Gemälden und den heutigen Kinobildern erkennen.


Farbe

Farbe ist wohl eines der offensichtlicheren Kompositionselementen, da sie den Betrachter sehr direkt und emotional beinflusst.
Neben der Farbwirkung der Farbe an sich - die je nach Kulturkreis unterschiedlich ausfallen kann- wird der Zuschauer auch durch die Wirkung verschiedener Farben zusammen in Kontrasten beeinflusst.



Kontraste

Kontraste können aber nicht nur in From von Farbkontrasten auftreten, sondern vorallem in grafischen, wie verschiedene gegensätzliche Haptiken ( glatt- rau), Formen ( rund- eckig) und Ballungen ( voll- leer).




Linien

Der Blick des Betracheters folgt optischen und “gedachten” Linien. Optische Linien sollten nicht direkt an der Kante des Bildes enden, sonst werden sie als zu hart und aggressiv wahrgenommen. Ein natürlicher Rahmen wie etwa Berge leiten den Blick des Betrachters und setzen so den Fokus neu.
Blickrichtungen von Personen und Dreieckskompositionen in Familienbildern etwa sind keine optischen Linien, doch neigt das Gehirn dazu diese nachzuverfolgen und in Gedanken zu bilden. Auch hieraus werden Empfindungen wie Ruhe oder Geschlossenheit abgeleitet.




Desweiteren spielen Kompositionslinien wie der Goldene Schnitt, die Bilddiagonalen, -horizontalen und der Mittelpunkt des Bildes eine entscheidende Rolle. Liegt das Augenmerk des Betrachters auf dem Goldenen Schnitt, wird die Komposition als besonders harmonisch wahrgenommen, mit den Diagonalen sinkt oder steigt der Blick des Betrachters und der Gegenstand im Mittelpunkt des Bildes wird am wenigsten wahrgenommen, am geringsten geschätzt.
Liegt der Horizont des Bildes zentral wirkt es langweilig, liegt er weiter oben wirkt es durch den geringer Himmelsanteil schwerer, weiter unten durch den größeren Anteil leichter.
Die Blickführung die durch die verschiedenen Linien hervorgerufen wird, beeinflusst uns auch: wird unser Auge von rechts nach links geführt lässt es uns genauso unruhig wahrnehmen wie von unten nach oben. Dies ist durch unsere kulturelle Prägung und das damit verbundene Lesen zu erklären, die Bewegung scheint uns unnatürlich.


Verteilung

Durch Ballung, Streuung oder Reihung von Objekten im Bild wird der Blick des Betrachters ebenfalls gelenkt und je nach Einsatz Empfindungen ausgelöst. 
Generell lässt eine gewisse Ausgeglichenheit das Gesamtbild harmonsicher, aber auch etwas langweiliger wirken. Wiederholungen, Symmetrien und Muster fangen den Blick ein, wirken durch die Ordnung meist “schöner” und sind schneller fassbar. Man kann aber auch mit dem exakten Gegenteil dieser Ordnung spielen, indem etwa eine Symmetrie gebrochen und somit die volle Aufmerksamkeit auf diesen Bruch gelenkt wird. 


Raum



Die wohl größte Herausforderung einen dreidimensionalen Raum auf einem zweidimensionalen Bild einzufangen ist wohl zugleich auch die größte Kunst: 
Um Tiefe zu suggerieren sollte mit verschiedenen Layern gearbeitet werden, mindestens ein Objekt sollte im Vorder-, Mittel- und Hintergrund auszumachen sein. So separiert das Auge die einzelnen Ebenen und schafft eine größere Tiefenwirkung.
Genauso sollte auch auf die Perspektive und Einstellungsgröße geachtet werden, da sie die Wahrnehmung des dargestellten Objektes maßgeblich beeinflussen. So kann bewusst mit der Bedeutung einer Person gespielt werden: in der Vogelperspektive etwa ist diese geringer als in der Froschperspektive.



Format

Mit dem Format wird der Bezug zwischen Komposition und Spannung nocheinmal besonders deutlich. Abhängig von der Breite ist die Dominanz des Goldenen Schnitts: je breiter und gestauchter das Format, desto wichtiger ist er bei der Komposition. Bei einem nahezu quadratischen Format verliert er seine Wirkung und eine zentrierte Komposition scheint interessanter.






Eine insgesamt größere Wirkung wird beim Betrachter erziehlt, wenn angeschnitte Formen oder Personen am Bildrand zu sehen sind, da der Betrachter sich den fehlenden Teil dazu- und das Bild somit größer denkt.
Speziell beim Breitformat wirken Bewegungen dynamischer, da sie länger sichtbar sind.  Gleichzeitig gewinnt der Raum an Bedeutung,  genauso seine Tiefe, da ganz praktisch mehr zu sehen ist.



Besonderheiten Film

Durch die digitale Arbeit und vorallem die Möglichkeit der Nachbearbeitung sind bei der Bidkomposition im Film einige Aspekte mehr zu gewichten.
Man sollte mit der Farbtheorie vertraut sein,  genauso mit Lichtwirkung und -temperatur. Der erste Eindruck eines Films wird vorallem durch diese Elemente vermittelt, der Fokus dann durch Lenseflairs und Schärfe gesetzt. 
Auch durch die Einstellungsgröße und Distanz der Aufnahme ergeben sich Möglichkeiten, die Empfindungen und Wahrnehmungen des Betrachters zu beeinflussen. Durch Bewegung im Bild und auch der Kamera gibt es neue Möglichkeiten den Blick zu lenken, durch eine Paralaxe und die damit zusammenhängende Verschiebung etwa wird ein ganz neuer, interessanter Fokus gesetzt.




Fazit

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Möglichkeiten und Vielfältigkeit der Bildkomposition nicht zu unterschätzen sind. Wer sich gewollt mit ihr außeinandersetzt und sie für sich nutzt, kann so den Fokus des Betrachters steuern, gewünschte Bildinhalte in den Mittelpunkt bringen und gleichzeitig die Wirkung seiner Bilder in die gewünschte Richtung lenken und verstärken. Die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten lassen dabei genug Spielraum für einen eigenen Stil und wirken dem Fall entgegen, jede Szene dabei gleich aussehen zu lassen.


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