Pyrotechnik im Film ist heutzutage kaum mehr weg zu
denken. Es ist ein beliebtes Stilmittel um dem Film Action und Power zu
verleihen. Zur Pyrotechnik zählt man alle Darstellungen durch pyrotechnische
Gegenstände und/oder Sprengmittel. Durch die Pyrotechnik wird im Bereich des Films
oft die Wirkung einer Explosion stark übertrieben dargestellt. Die Absicht
dahinter ist es den Adrenalinspiegel des Zuschauers zu erhöhen, also Spannung
zu erzeugen, die Handlung des Films extrem zu untermalen und die Aussage darin
zu untermauern. Doch die Illusion im Film täuscht, denn oftmals knallt und
kracht es bei den angeblich so großen Explosionen gar nicht so laut wie man
eigentlich meint.
Im eigentlichen Sinne ist es nämlich so, dass kein Auto
einfach explodiert wenn man eine Schusswaffe darauf abfeuert und kein Ölfass
wird 10m in die Höhe geschleudert wenn ein PKW dagegen fährt.
Viele dieser Effekte verlaufen ruhig und kontrolliert,
jedoch mit optisch starkem Eindruck. Es wird viel Rauch und Staub aufgewirbelt
um den Eindruck einer großen Detonation zu vermitteln, meistens sind diese
jedoch völlig harmlos. Die Szenen in welchen es anschließend laut krachen und
donnern soll werden erst im Nachhinein, bei der Postproduktion, entsprechend
mit Sound- und Licht- Effekten versehen sodass sie einer typischen Actionfilm
Explosion gleichen.
Timing und Sicherheit zählen bei der Pyrotechnik zu den
Prioritäten. Hierbei unterscheidet sich die professionelle Art der Pyrotechnik
enorm von herkömmlichen Feuerwerken. Das klassische Feuerwerk
geht über eine Zündschnur nach wenigen Sekunden oftmals sehr ungenau los. Die
Pyrotechniker im Film verwenden für ihre Leuchtkörper Elektrozünder. Diese sind
wichtig für ein präzises Timing und der entsprechenden Sicherheit.
Für Brände zum Beispiel gibt es häufig dünne Rohre mit
Düsen, durch diese gezielt Propan-Gas geleitet wird. Ein typisches Flammenmeer
entsteht demnach in echter Handarbeit, denn zu Beginn der Filmszene wird der
entsprechende Regler per Hand erhöht und unmittelbar nach dem Ende des Takes
wieder vermindert und beendet. Viele Pyroeffekte, wie Autoexplosionen und
Hausbrände können nicht beliebig wiederholt werden. Daher ist Präzision gefragt
und die Explosionen werden aus mehreren Richtungen und mit mehreren Kameras
gleichzeitig gedreht. Somit wird sichergestellt ,dass das nötige
Schnittmaterial für den Film vorhanden ist.
Generell gilt bei der Arbeit mit der Pyrotechnik: Es ist Vorsicht
geboten. Denn bei der Erstellung der Feuerwerkskörper wird genau auf die
Dosierung geachtet. Alles wird genau berechnet und punktgenau aufeinander
abgestimmt, damit niemand am Set in Gefahr gerät.
Anschließend möchte ich noch auf ein paar Bestandteile
der Pyrotechnik eingehen und diese etwas genauer erläutern.
Einschüsse
Für Einschüsse werden präparierte Staubkugeln oder so
genannte „Squibs“ verwendet, denn gerade bei der Pyrotechnik für den Film steht
die Optik im Vordergrund. Viele Effekte wie zum Beispiel Einschläge im Erdreich
verlaufen sehr geräuscharm, aber mit optisch starkem Eindruck. Wenn gar durch
Sprengstoff Türen oder Tore wegfliegen, werden diese so präpariert, dass nur
ihre Befestigung punktgenau gelöst, und zugleich eine Menge Staub aufgewirbelt
wird, je nach Wunsch verbunden mit einem kurzen Leuchteffekt.
Elektrozünder
Pyrotechniker präparieren ihre Leuchtkörper mit
Elektrozündern, um das beim Film notwendige, präzise Timing sicherzustellen.
Ein Schaltkasten, verbunden mit einer leistungsstarken Batterie ermöglicht auf
diese Weise, eine ganze Reihe von Sprengkörpern oder funkensprühenden
Leuchtfeuern ferngesteuert und punktgenau auszulösen.
Besondere Aufmerksamkeit kommt auch der genauen Dosierung
von explosiven, brennbaren Stoffen zu. Hierbei wird alles genau gewogen und
gemessen, um niemand am Set in Gefahr zu bringen.
Klassen
Feuerwerkskörper werden in Deutschland in sechs Klassen
unterteilt:
Klasse I: Kleinstfeuerwerk (BAM-PI)
Klasse II: Kleinfeuerwerk
(BAM-PII)
Klasse III: Kleinfeuerwerk (BAM-PIII)
Klasse IV Grossfeuerwerk (BAM-PIV)
Klasse T1: Feuerwerk für technische Zwecke (BAM-PT1)
Klasse T2: Feuerwerk für technische Zwecke (BAM-PT2)
Die Klasse T1+2 ist für Film, Theater und Show etc.
gedacht und diese dürfen ganzjährig an Personen über 18 Jahren abgegeben
werden. Der Nachweis zur Verwendung im gewerblichen Bereich muss auf jeden Fall
erbracht werden.
Beispiel am Film „The Dark Knight“ von Christopher Nolan
Nun möchte ich etwas auf die zwei Beispiele eingehen,
welche ich im Bezug auf das Thema Pyrotechnik heraus gesucht habe. Hierbei
handelt es sich um Szenen aus dem Film „The Dark Knight“.
Hospital Scene – Dauer 1:00 min
In der ersten Szene, die so genannte „Hospital Scene“
geht es um den Antagonisten den Joker, welcher beim Verlassen eines Krankenhauses
mehrere Explosionen zündet. Zu Beginn der Szene sprengt er mehrere Räume und
Flure hinter sich. Diese Explosionen fallen etwas kleiner aus im Hinblick auf
die schlussendliche Explosion und Sprengung des Krankenhauses. Hierbei werden
die Explosionen gezielt eingesetzt um den Charakter des Jokers zu untermalen.
Er ist ein sehr impulsiver und regelrecht größenwahnsinniger Charakter. Jedoch
zeigt auch die anfängliche Schwierigkeit bei der Sprengung des gesamten
Gebäudes, die leicht chaotische und desorientierte Art des Jokers. Die
Explosion verzögert sich und wird erst nach mehrmaligem Betätigen der
Fernbedienung ausgelöst.
The death of Rachel, and the birth of Two-Face – Dauer
4:16 min
In dieser Szene besteht die Handlung darin, dass zwei der
Protagonisten bei verschiedenen Standorten festgehalten werden. An jedem Standort
befindet sich eine Bombe welche nach einem Timer gezündet wird. Zu retten gilt
es denjenigen, bei welchem die Rettungskräfte schneller vor Ort sind. Die
Explosionen erfolgen heftig und werden durch das Entzünden von Ölfässern
unterstützt und verschlimmert. Die Sprengung endet in einem Großbrand, mit
welchem die anschließend eintreffenden Löschkräfte länger zu kämpfen haben. In
dieser Szene wurde die Pyrotechnik ganz klar zur Dramatisierung und Untermalung
der Handlung benutzt. Auch hier zeigt sich wieder die Impulsivität des
Antagonisten, da die Explosionen beide sehr heftig ausfallen.
Titel:
The Dark Knight
Produktionsjahr:
2008
Produktionsland:
USA, Vereinigtes Königreich
Regie:
Christopher Nolan
Länge:
152 min
Genre:
Actiondrama
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Janine Diefenbach
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