Sonntag, 31. Januar 2016

Pyrotechnik

Pyrotechnik im Film ist heutzutage kaum mehr weg zu denken. Es ist ein beliebtes Stilmittel um dem Film Action und Power zu verleihen. Zur Pyrotechnik zählt man alle Darstellungen durch pyrotechnische Gegenstände und/oder Sprengmittel. Durch die Pyrotechnik wird im Bereich des Films oft die Wirkung einer Explosion stark übertrieben dargestellt. Die Absicht dahinter ist es den Adrenalinspiegel des Zuschauers zu erhöhen, also Spannung zu erzeugen, die Handlung des Films extrem zu untermalen und die Aussage darin zu untermauern. Doch die Illusion im Film täuscht, denn oftmals knallt und kracht es bei den angeblich so großen Explosionen gar nicht so laut wie man eigentlich meint.

Im eigentlichen Sinne ist es nämlich so, dass kein Auto einfach explodiert wenn man eine Schusswaffe darauf abfeuert und kein Ölfass wird 10m in die Höhe geschleudert wenn ein PKW dagegen fährt.
Viele dieser Effekte verlaufen ruhig und kontrolliert, jedoch mit optisch starkem Eindruck. Es wird viel Rauch und Staub aufgewirbelt um den Eindruck einer großen Detonation zu vermitteln, meistens sind diese jedoch völlig harmlos. Die Szenen in welchen es anschließend laut krachen und donnern soll werden erst im Nachhinein, bei der Postproduktion, entsprechend mit Sound- und Licht- Effekten versehen sodass sie einer typischen Actionfilm Explosion gleichen.
Timing und Sicherheit zählen bei der Pyrotechnik zu den Prioritäten. Hierbei unterscheidet sich die professionelle Art der Pyrotechnik enorm von herkömmlichen Feuerwerken. Das klassische Feuerwerk geht über eine Zündschnur nach wenigen Sekunden oftmals sehr ungenau los. Die Pyrotechniker im Film verwenden für ihre Leuchtkörper Elektrozünder. Diese sind wichtig für ein präzises Timing und der entsprechenden Sicherheit.
Für Brände zum Beispiel gibt es häufig dünne Rohre mit Düsen, durch diese gezielt Propan-Gas geleitet wird. Ein typisches Flammenmeer entsteht demnach in echter Handarbeit, denn zu Beginn der Filmszene wird der entsprechende Regler per Hand erhöht und unmittelbar nach dem Ende des Takes wieder vermindert und beendet. Viele Pyroeffekte, wie Autoexplosionen und Hausbrände können nicht beliebig wiederholt werden. Daher ist Präzision gefragt und die Explosionen werden aus mehreren Richtungen und mit mehreren Kameras gleichzeitig gedreht. Somit wird sichergestellt ,dass das nötige Schnittmaterial für den Film vorhanden ist.
Generell gilt bei der Arbeit mit der Pyrotechnik: Es ist Vorsicht geboten. Denn bei der Erstellung der Feuerwerkskörper wird genau auf die Dosierung geachtet. Alles wird genau berechnet und punktgenau aufeinander abgestimmt, damit niemand am Set in Gefahr gerät.
Anschließend möchte ich noch auf ein paar Bestandteile der Pyrotechnik eingehen und diese etwas genauer erläutern.

Einschüsse
Für Einschüsse werden präparierte Staubkugeln oder so genannte „Squibs“ verwendet, denn gerade bei der Pyrotechnik für den Film steht die Optik im Vordergrund. Viele Effekte wie zum Beispiel Einschläge im Erdreich verlaufen sehr geräuscharm, aber mit optisch starkem Eindruck. Wenn gar durch Sprengstoff Türen oder Tore wegfliegen, werden diese so präpariert, dass nur ihre Befestigung punktgenau gelöst, und zugleich eine Menge Staub aufgewirbelt wird, je nach Wunsch verbunden mit einem kurzen Leuchteffekt.

Elektrozünder
Pyrotechniker präparieren ihre Leuchtkörper mit Elektrozündern, um das beim Film notwendige, präzise Timing sicherzustellen. Ein Schaltkasten, verbunden mit einer leistungsstarken Batterie ermöglicht auf diese Weise, eine ganze Reihe von Sprengkörpern oder funkensprühenden Leuchtfeuern ferngesteuert und punktgenau auszulösen.
Besondere Aufmerksamkeit kommt auch der genauen Dosierung von explosiven, brennbaren Stoffen zu. Hierbei wird alles genau gewogen und gemessen, um niemand am Set in Gefahr zu bringen.

Klassen
Feuerwerkskörper werden in Deutschland in sechs Klassen unterteilt:
Klasse I: Kleinstfeuerwerk (BAM-PI)
Klasse II: Kleinfeuerwerk  (BAM-PII)
Klasse III: Kleinfeuerwerk  (BAM-PIII)
Klasse IV Grossfeuerwerk (BAM-PIV)
Klasse T1: Feuerwerk für technische Zwecke (BAM-PT1)
Klasse T2: Feuerwerk für technische Zwecke (BAM-PT2)
Die Klasse T1+2 ist für Film, Theater und Show etc. gedacht und diese dürfen ganzjährig an Personen über 18 Jahren abgegeben werden. Der Nachweis zur Verwendung im gewerblichen Bereich muss auf jeden Fall erbracht werden.

Beispiel am Film „The Dark Knight“ von Christopher Nolan
Nun möchte ich etwas auf die zwei Beispiele eingehen, welche ich im Bezug auf das Thema Pyrotechnik heraus gesucht habe. Hierbei handelt es sich um Szenen aus dem Film „The Dark Knight“.

Hospital Scene – Dauer 1:00 min


In der ersten Szene, die so genannte „Hospital Scene“ geht es um den Antagonisten den Joker, welcher beim Verlassen eines Krankenhauses mehrere Explosionen zündet. Zu Beginn der Szene sprengt er mehrere Räume und Flure hinter sich. Diese Explosionen fallen etwas kleiner aus im Hinblick auf die schlussendliche Explosion und Sprengung des Krankenhauses. Hierbei werden die Explosionen gezielt eingesetzt um den Charakter des Jokers zu untermalen. Er ist ein sehr impulsiver und regelrecht größenwahnsinniger Charakter. Jedoch zeigt auch die anfängliche Schwierigkeit bei der Sprengung des gesamten Gebäudes, die leicht chaotische und desorientierte Art des Jokers. Die Explosion verzögert sich und wird erst nach mehrmaligem Betätigen der Fernbedienung ausgelöst.

The death of Rachel, and the birth of Two-Face – Dauer 4:16 min


In dieser Szene besteht die Handlung darin, dass zwei der Protagonisten bei verschiedenen Standorten festgehalten werden. An jedem Standort befindet sich eine Bombe welche nach einem Timer gezündet wird. Zu retten gilt es denjenigen, bei welchem die Rettungskräfte schneller vor Ort sind. Die Explosionen erfolgen heftig und werden durch das Entzünden von Ölfässern unterstützt und verschlimmert. Die Sprengung endet in einem Großbrand, mit welchem die anschließend eintreffenden Löschkräfte länger zu kämpfen haben. In dieser Szene wurde die Pyrotechnik ganz klar zur Dramatisierung und Untermalung der Handlung benutzt. Auch hier zeigt sich wieder die Impulsivität des Antagonisten, da die Explosionen beide sehr heftig ausfallen.


Titel: The Dark Knight
Produktionsjahr: 2008
Produktionsland: USA, Vereinigtes Königreich
Regie: Christopher Nolan
Länge: 152 min

Genre: Actiondrama

_________________

Janine Diefenbach

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen