Mittwoch, 27. Januar 2016

Bildformate

Bildformate


Das Bildformat oder Aspect Ratio bezeichnet das Verhältnis zwischen Breite und Höhe von einem Bildausschnitt. Die frühen Filmkameras waren meist auf nur wenige Formate limitiert, so wurde das im Jahr 1893 von William Dickson eingeführte 35-mm-Format schnell zum Standardformat der Kinoproduktion.Das klassische Seitenverhältnis des 35-mm-Films ist 4:3 (1,33:1) und wurde später auf 1,37:1 von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences angepasst (daher auch Normalbild oder Academy Ratio genannt). Dieses Seitenverhältnis findet sich in unzähligen Filmen, vor allem aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, darunter auch Orson Welles Citizen Kane, und ist bis heute das meistverwendete Bildformat. Mit der fortschreitenden Technik und um gegenüber dem Fernsehen konkurrenzfähig zu bleiben wurde ab den 50er Jahren das Breitbildformat eingeführt. Zu den Breitbildformaten zählen das europäische Breitwandformat (1,66:3), das amerikanische Breitwandformat (1,85:1), das 16:9-Format, sowie das anamorphotische Format Cinemascope (2,35:1). Diese Breitbildformate sorgten nicht zuletzt auch für ein angenehmeres Kinoerlebnis, da es das periphere Sichtfeld des Zuschauers stärker miteinbezog.

Durch diese neue Vielfalt an Bildformaten steht es nun Filmemachern offen welches Format sie benutzen, um auch hier die größtmögliche, emotionale Wirkung beim Publikum zu erzielen.


Grand Budapest Hotel von Wes Anderson erzählt insgesamt vier verschiedene Handlungen in vier unterschiedlichen Zeitebenen. Der Film beginnt in der Gegenwart mit dem heute konventionellen amerikanischen Breitwandformat 1,85:1. Der Film springt in das Jahr 1985, der Ausschnitt wird kleiner, bleibt aber im Format 1,85:1. In der dritten Zeitebene, dem Jahr 1968, wechselt Wes Anderson in das Cinemascope-Format. Schließlich kommt die vierte und letzte Zeitebene im Jahr 1932, mit dem radikalen Wechsel vom 2,35:1 zum 4:3 Academy Ratio. Dieser Wechsel der Bildformate hilft in erster Linie dem Zuschauer den Überblick über die zeitlichen Ebenen zu behalten. Der Formatwechsel hat jedoch noch einen weiteren Zweck. Da das 4:3-Format ein sehr altes und nur noch selten benutztes Format ist und wir dieses Format mit einer alten Zeit assoziieren, hat man den Eindruck, der Film findet tatsächlich in den 30er Jahren statt – die Zeit in der üblicherweise im Academy Ratio gedreht wurde. So hat der Wechsel der Bildformate nicht nur einen narrativen Zweck, sondern auch einen gestalterischen.




Christopher Nolan ist ebenfalls ein Regisseur, der oft mit verschiedenen Formaten arbeitet. Bereits in seiner Batman-Trilogie wechselt Nolan in manchen Szenen von Cinemascope zu einem größeren 1,44:1-Format, um den Zuschauer unterbewusst auf eine actionreiche Szene einzustellen. In dem Film Interstellar wechselt Nolan insgesamt zwischen vier verschiedenen Formaten (1,43:1, 1,90:1, 2,20:1, 2,35:1), darunter auch die mittlerweile sehr beliebten IMAX-Formate. Das große IMAX-70-mm-Format kommt bei so gut wie allen Weltraumszenen zum Einsatz, wohingegen die Innenaufnahmen des Raumschiffs im gewohnten 1,85:1-Breitbildformat gedreht wurden.
Dabei wird sehr stark die Weite und Leere des Alls deutlich, auch wenn dies nur bei ausgewählten IMAX-Kinos sichtbar wird.



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Interstellar - Wechsel von 1,85:1 zu IMAX-Format im Laufe des Films

Die richtige Wahl des Bildformats kann auch zu einem höheren Grad des Realismus führen. Das 16:9-Format ist das übliche Format von Digitalkameras und Amateurfilmen. Dadurch kann ein Film in diesem Format den Eindruck einer Dokumentation erwecken, auch wenn es nach einem Drehbuch gefilmt wurde. Horrorfilme machen sich diesen Effekt häufig zunutze, um authentischer zu wirken. Auch der Film Chronicle von Josh Trank ist vollständig im 16:9-Format gedreht, um die Illusion einer Dokumentation zu erschaffen. Hier sind die Kameras stets ein Teil des Sets. Hauptsächlich wird der Film aus Sicht der Kamera des Protagonisten erzählt, aber auch Überwachungs- oder Fernsehkameras innerhalb der Filmwelt zeigen die Handlung. Es entsteht der Eindruck einer Live-Übertragung aus dem Fernsehen.






Titel: Grand Budapest Hotel
Produktionsjahr: 2014
Produktionsland: USA | Germany | UK
Regie: Wes Anderson
Länge: 99 min
Genre: Abenteuer | Komödie | Drama

Titel: Interstellar
Produktionsjahr: 2014
Produktionsland: USA | UK
Regie: Christopher Nolan
Länge: 169 min
Genre: Abenteuer | Drama |Sci-Fi

Titel: Chronicle
Produktionsjahr: 2012
Produktionsland: USA
Regie: Josh Trank
Länge: 89 min
Genre: Drama | Sci-Fi | Thriller

Jan Eisenbach


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